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Levin Schücking: Märtyrer oder Verbrecher? Eine KriminalerzählungLesefreundlicher Großdruck in 16-pt-SchriftGroßformat, 210 x 297 mmBerliner Ausgabe, 2019Durchgesehener Neusatz bearbeitet und eingerichtet von Theodor BorkenErstdruck: Breslau: Schottlaender 1883.Neuausgabe.Großformat, 210 x 297 mmHerausgegeben von Theodor Borken.Berlin 2019.Der Text dieser Ausgabe wurde behutsam an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst.Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage unter Verwendung des Bildes: Pietro Longhi, Die Beichte, um 1750.Gesetzt aus der Minion Pro, 16 pt.Henricus Edition Deutsche Klassik UG (haftungsbeschränkt)
Levin Schücking: Märtyrer oder Verbrecher? Eine KriminalerzählungTaschenbuchBerliner Ausgabe, 2019Durchgesehener Neusatz bearbeitet und eingerichtet von Theodor BorkenErstdruck: Breslau: Schottlaender 1883.Neuausgabe.Herausgegeben von Theodor Borken.Berlin 2019.Der Text dieser Ausgabe wurde behutsam an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst.Umschlaggestaltung von Thomas Schultz-Overhage unter Verwendung des Bildes: Pietro Longhi, Die Beichte, um 1750.Gesetzt aus der Minion Pro, 11 pt.Henricus Edition Deutsche Klassik UG (haftungsbeschränkt)
Aus dem Buch: „Auf der Straße, welche sich aus Holland über Emmerich und Wesel den Rhein hinaufzieht - nebenbei gesagt im Jahre 1807 - einer sehr öden, unchaussierten, meist durch sandige Gegenden führenden Straße, bewegte sich an dem Tage, welcher der auf der Rheider Burg vorgefallenen Katastrophe folgte, der holländisch-bergische Postwagen. Von vier keuchenden abgetriebenen Pferden gezogen wackelte der schwerfällige Kasten langsam vorwärts; das eintönige Knirschen der Räder in dem Sande und das ebenso eintönige Geklapper der Wage, woran die Stränge befestigt waren, schienen das Ungetüm in den Schlummer gelullt zu haben, denn es nickte in einem fort nach vorn, wie der Kopf eines Einschlafenden, hob sich wieder in seinen Lederriemen auf und nickte abermals nach vorn." Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Im besonderen ist es Schücking sehr oft gelungen, den Übergang von der alten zur neuen Zeit im Revolutions- und Napoleonischen Zeitalter mit eigentümlicher Stimmungsgewalt darzustellen. Landschaftlicher Hintergrund vieler seiner Erzählwerke sind Westfalen und das Rheinland, was ihm die Bezeichnung eines „westfälischen Walter Scott" eintrug.
Der erste große Sieger in dem Kampfe um die Reformation der Gewalten, den das sechzehnte Jahrhundert erhob, war ein armer deutscher Mönch, eine große und mächtige Natur, in dem ein genialer Verstand, ein bewundernswürdiger Mut und ein tiefes deutsches Gemüt sich begegneten. Er forderte das Recht der Glaubensfreiheit für sein Volk, sein gesamtes unterdrücktes Volk zurück; und dieses humane Element in seinem Kampfe hat ihm den Ausschlag gegeben. Wie viel hat zu dieser Seite seines Wirkens der Umstand beigetragen, daß er selbst den Sitz der Unterdrückung seines Vaterlandes kennen lernte?- Der Herrscher, Luther in Rom Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.
Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Die Bedeutung seiner Romane und Novellen beruht auf der Schilderung der heimatlichen Besonderheiten, der westfälischen Natur und Menschen. Aus dem Buch: "Ein grauer Himmel lag über einer eintönigen Landschaft, die sich flach und eben ausdehnte, menschenleer, ohne Leben. Die Menschen schienen die wenig fruchtbaren Äcker ringsum der Obsorge der Sonne überlassen zu haben, daß sie etwas auf ihnen gedeihen lasse, und die Sonne ihrerseits schien abzuwarten, daß die Wolken, die sich immer mehr herabsenkten, sich der Sache annähmen. Rege war nur ein lauer Wind, der auf der langen, unbelebten Chaussee von Zeit zu Zeit eine starke Staubwolke aufjagte, eine Strecke weit vor sich hin trieb und dann fallen ließ, als ob er sich plötzlich besinne, daß es ein kindisches Treiben sei, hinter Dust und Staub dreinzujagen, und daß er solche Jagd füglich den glückshungerigen Menschenkindern überlassen könne."
Aus dem Buch: „Die Kaiserin kam - der Vorhang rollte auf - da erscheint in einer der Logen ein Officier, der Graf von Gossau, in welchem Trenck einen seiner eifrigsten Ankläger, seinen erbittertsten Feind erblickt. Wie ein zorniger Löwe fährt der Oberst in die Höhe - er verläßt seinen Platz - er taucht nach wenig Augenblicken wieder auf in der Loge des Hauptmanns; dieser wendet sich und sieht zu seinem Schrecken die kolossale Gestalt mit dem fürchterlichen halbgeschwärzten Gesicht hinter sich ... über sich ... fühlt er die Faust des Trenck an seinem Halse, fühlt sich in die Höhe gerissen und schwebt dann, noch bevor er recht zur Besinnung gekommen, über der Logenbrüstung - der zornige Pandurenoberst beabsichtigt nichts Geringeres, als den unglücklichen Hauptmann in''s Parterre hinunter zu schleudern. Dieser hat kaum Zeit gehabt seinen Degen zu ziehen, ohne ihn doch gebrauchen zu können, denn Trenck greift nach demselben und sticht sich dabei durch die Hand." Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.
Aus dem Buch: "Es war im Frühling 1741. Die Hälfte Europas stand in Flammen, die Völker befehdeten sich und die Länder wurden von verwüstenden Kriegsheeren überschwemmt; und all dies Blut, alle diese Gräuel, alle diese wider einander entfesselten Leidenschaften: weshalb? Weil der geistreichste und interessanteste, der liebenswürdigste junge Mann jener Zeit einen Zank mit dem bezauberndsten, schönsten und reichsten jungen Mädchen, das es damals auf dem Erdenrunde gab, angefangen hatte, ohne daß es ihn im Geringsten verletzt oder gereizt hätte, nicht einmal dadurch, daß es ihm einen Korb gegeben. Vielleicht, hätten sie sich je gesehen und sich kennen gelernt, so hätten sie sich in einander verliebt, sich die Hände gereicht und eine glückliche Ehe zusammen geführt; und eine glückbringende Ehe in dem alten Sinn des Wortes, das eine von den Göttern geheiligte Bundesgemeinsamkeit bedeutet, hätte ihre Völker umschlossen, und die Schicksale der Welt seit hundert Jahren wären andere, glücklichere gewesen." Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.
Aus dem Buch: „In den letzten Jahren des siebenjährigen Krieges hatte Magdeburg, die große Elbfestung, das Hauptkriegsbollwerk des preußischen Staates, nach und nach eine Menge österreichischer Kriegsgefangener aufnehmen müssen. In jenen Tagen war das Loos eines Soldaten kein beneidenswerthes; im Gegentheil, es hatte mit dem Schicksale eines geplagten Hundes weit mehr Aehnlichkeit, als mit dem einem der heiligen Taufe mit seinem richtigen Christentitel versehenen anständigen Menschen. War der Soldat namentlich einer von denen, welche man „unsicher" nannte, so war die von allen Philosophen jedem menschlichen Individuum eingeräumte bestimmte Sphäre von Rechten für ihn die reine Illusion; die ganze Theorie von den Rechten und Pflichten des Menschen, von denen Cicero so schön geschrieben und Kant so tiefsinnig gedacht und Mirabeau so hinreißend gesprochen hat, - diese ganze Theorie stand in unglaublicher Abkürzung, aber mit sehr deutlicher grober Schrift vom Haselstock auf seinem Rücken geschrieben." Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.
Aus dem Buch: „Mehr als eine Stunde später saß der Mann der Heilkunde, bereit, mir seine Unheilkunde zu geben, unter der weitschattigen Linde in meinem Garten, mir gegenüber. Wir hatten eine Flasche ehrlichen, reinen Julius-Spital-Weines zwischen uns - der allgemeine und wirksamste Tröster jeglichen Menschenleides ist im Laufe des schwindelhaften Jahrhunderts ein so unsicherer Geselle und arglistig gemischter Charakter geworden, daß man seiner Aufrichtigkeit und Harmlosigkeit erst sicher, wenn man ihn als Spitalgreis ermittelt. Dazu gurrten die Tauben auf dem nahen Dach, die Bienen summten in den Lindenblüten, und einzelne Sonnenstrahlen glitten durch das Laubdach bis in unsere Kelchgläser hinein, um goldene Lichter darin zu entzünden; es war wohl nicht der rechte Ort und die richtige Stunde, um da eine dubiöse Mordgeschichte anders als mit einem absoluten Drange zu mildchristlicher Skepsis aufzunehmen." Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.
Aus dem Buch: „Märchen und Traum ... das waren wenigstens die Eindrücke, welche ein junger Mann zu empfinden schien, der - es war im Jahre 1772 - eines Abends, um die Zeit, wo der Sommer in den Herbst überzugehen beginnt, in diesem kleinen Thale hinaufschritt, auf reinlich gehaltenen Kiespfaden, die neben den Weihern emporführten. Er ging das Haupt gesenkt, die Blicke auf den Boden heftend und nicht immer der Berührung mit den grünbelaubten Zweigen ausweichend, die sich weithin über Pfad und Teich ausstreckten." Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.
Aus dem Buch: „Wir haben Karl in dem Augenblick verlassen, als er mit der Nachricht vom Tode Kaiser Joseph''s aus Wien eilte. Mit dem Kaiser war in unserm Helden die Hoffnung gestorben, daß vom Principe der alten Welt aus, durch die gottgegebene Macht der Kronen die Menschheit der staatlichen und sittlichen Verjüngung zugeführt werden könne, welche sie bedurfte. Aber nicht in seiner Brust allein lebte diese Überzeugung; sie hatte die denkenden Köpfe der ganzen Zeit erfaßt und in Frankreich war sie zu der nothwendigen Schlußfolgerung vorgeschritten: es hat also das Volk selber jene Verjüngung vorzunehmen. Das Volk in Frankreich war in voller Thätigkeit." Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Im besonderen ist es Schücking sehr oft gelungen, den Übergang von der alten zur neuen Zeit im Revolutions- und Napoleonischen Zeitalter mit eigentümlicher Stimmungsgewalt darzustellen. Landschaftlicher Hintergrund vieler seiner Erzählwerke sind Westfalen und das Rheinland, was ihm die Bezeichnung eines „westfälischen Walter Scott" eintrug.
Levin Schücking (1814 - 1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Aus dem Buch: "Bleib hier, Anton, hier!" rief Herr von Driesch, der blaß geworden war und zu zittern anfing. Die Zweige des Gebüsches öffneten sich, und Türk, der andere Hund, kam heraus mit blutigem, zerschossenem Hinterlauf und hüpfte winselnd auf seinen Herrn zu. Gleich darauf wurden die tauspritzenden Aeste höher noch einmal bewegt, schlugen auseinander und heraustrat der Hofrat, Freiherr von Katterbach, mit verzerrten Mienen, ohne Mütze, die Haare wild ums Gesicht und den Kolben seines Gewehrs an die Wange schlagend; hinter ihm stand lachend der lange Philipp. Mord, Mord! keuchte er und lief durch frischgepflügte Ackerschollen, durch Gestrüpp und Dorn, über Gräben und Hecken in die weite Welt hinein. Der letzte Schuß war jedoch kein Mordversuch gewesen...."
Aus dem Buch: „Hubert warf sich ermüdet auf die Pritsche im Hintergrunde des kleinen, dunkeln, räucherigen Nachtlokals, um unterdes mit Muße über sein Schicksal nachzudenken. Wenn es wahr war, was der Kammerherr gesagt, daß er unter das Militär gesteckt werden sollte - und die Ablieferung in die Hände der Torwache schien dafür zu sprechen - so mußte dieses Schicksal trübselig sein. Wie unglücklich sahen die vier alten, magern, verwitterten Menschen in den knappen, erstickenden, abgetragenen Monturen aus, die in dieser Höhle eine von einer giftigen Tabaksorte verpestete Atmosphäre atmeten! Mt ihnen in Reihe und Glied gestellt, mit ihnen gedrillt, gescholten, mißhandelt zu werden, aus jeder Anrede eines Unteroffiziers die offizielle Versicherung heraushören zu müssen, daß man als ehrlos und für jede Beleidigung wie vogelfrei betrachtet werde ... es war ein schauriger Gedanke, und es gehörte des Studenten unerschütterlicher Mut, seine elastische Geisteskraft dazu, in dieser Lage nicht zu verzagen." Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist. Im besonderen ist es Schücking sehr oft gelungen, den Übergang von der alten zur neuen Zeit im Revolutions- und Napoleonischen Zeitalter mit eigentümlicher Stimmungsgewalt darzustellen. Landschaftlicher Hintergrund vieler seiner Erzählwerke sind Westfalen und das Rheinland, was ihm die Bezeichnung eines „westfälischen Walter Scott" eintrug.
Aus dem Buch: „In den letzten Septembertagen des Jahres 1870 saß eine Gesellschaft deutscher Officiere, ein Hauptmann und drei Lieutenants - just so viel, wie zur Führung einer Compagnie genügen, wenn ein intelligenter Vicefeldwebel sie mit seiner Einsicht unterstützt - in dem kleinen, terrassenförmig angelegten Garten eines Restaurants in einem französischen Städtlein, das den Namen Void führt und im obern Maasthal liegt. Die Maas ist hier noch ein sehr bescheidenes Gewässer, sie ist eben aus dem wasserreichen Schooß der Sichelberge entsprungen, um an ihrem linken Ufer das berühmte Vaucouleurs zu bespülen; eine Strecke weiter abwärts schlägt sie nach Nordost einen Bogen, an dessen Ende, am Fuß ansehnlicher Höhen Void liegt, und wendet sich dann wieder dem Norden zu, um zunächst Commercy, die alte Residenz der Herzöge von Lothringen und Bar, zu berühren, dessen schönes Schloß mit seinen Erinnerungen an den guten König Stanislaus, an Voltaire und an die divine Emilie, die Marquise du Chatelet, jetzt eine große Caserne ist." Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.
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