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Warum ist Marcel Reich-Ranicki in seiner Autobiographie »Mein Leben« weniger aufrichtig, als er glaubt? Liefert uns Alfred Andersch so viele Details seiner Schulstunde in »Der Vater eines Mörders«, um uns in die Irre zu führen? Und welche Wahrheit tritt uns aus Günter Grass' längst kanonisierter »Blechtrommel« entgegen, die scheinbar mustergültig das »Dritte Reich« bewältigt hat?Wie viele Autoren täuschen diese drei sich und ihre Leser, und wie alle täuschen sie nicht gut genug: Es gibt eine Wahrheit des Erzählens, die mehr zu wissen scheint als der Erzähler selbst. Dieser Wahrheit ist die Romanautorin Petra Morsbach auf der Spur.In ihrem unbestechlichen und präzisen Essay gewinnt Petra Morsbach provokante Erkenntnisse über die uns scheinbar so wohlvertrauten Bücher, und manch einer wird sein festes Urteil revidieren müssen.
Als Köchin auf dem Erlhof sieht sich Nele Hassel mit einer ihr fremden Welt konfrontiert. In dem vermeintlichen Pferdeparadies sind Betrug, Intrigen und Ausbeutung an der Tagesordnung. Nele als geschiedene ältere Frau und unterbezahlte Schwarzarbeiterin gehört in diesem Kosmos zum sozialen Bodensatz. Sie wehrt sich, indem sie beobachtet und notiert.»Das Verhältnis der beiden in Abhängigkeit und Hass verbundenen Chefs hat wenig Tragisches, aber viel Farcenhaftes, auch in der Wiederholung des Immergleichen. Die den Verhältnissen innewohnende Komik wächst mit zunehmendem Abstand: Am wenigsten zu lachen hat die Putzfrau, der Gesine noch das Trinkgeld vom Teller klaut; mehr schon die Beobachterin Nele, noch mehr die Autorin und am meisten die Leser.«Martin Ebel, Neue Zürcher Zeitung
Erhaben wird es sein, rauschhaft und beneidenswert, das Leben eines Wunderkinds. Wir begegnen Moritz Bauer auf der Höhe seiner Kunst: »Ich soll ein Konzert in Venedig spielen, in einem Palazzo. Gala mit hundert Gästen, Gourmetmenü, Weinverkostung, so was macht man gern.«Mit fünf Jahren sieht Moritz zum ersten Mal ein Klavier, bald spielt er, als hätte er nie etwas anderes getan. Dann entdeckt er das Cembalo. Für ihn funkelt es, strahlt, ist reine Poesie. Doch ein Cembalo ist unerreichbar für ein Kind aus schwierigen Verhältnissen. Als er endlich eins bekommt, steht etwas anderes längst fest - Moritz wird erblinden. Die Musik wird für ihn wichtiger als für einen sehenden Künstler, sie ist ihm alles: Lust, Lehrmeisterin, Tyrannin, Moral, die Verbindung zum Leben. Doch sie macht ihn ebenso stark wie verletzlich.
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