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Die naturwissenschaftlichen Schriften Georg Buchners (1813-1837), seine zwischen Oktober 1835 und Marz 1836 entstandene, nach umfangreichen Um- und Uberarbeitungen im Juli 1836 gedruckte Dissertation Memoire sur le systeme nerveux du barbeau und die im November desselben Jahres gehaltene Zuricher Probevorlesung Uber Schadelnerven, offerieren eine genuin romantischen Traditionslinien verhaftete Konzeption des Organischen. Buchner propagiert in deutlicher Abgrenzung zu der (neo)physikotheologischen Naturbetrachtung englischer Provenienz und der ausschlielich empirisch-deskriptiven Naturwissenschaft franzosischer Pragung, aber auch der idealistisch-morphologisierender Deutung Goethescher Manier eine "e;philosophische"e; Naturdeutung. Durch Verquickung empirischer und philosophischer Gesichtspunkte suchen die Arbeiten das Verstandnis zu sensibilisieren fur eine analytische, gleichwohl realgenetische Entwicklung, wobei sich auf der Grundlage eines ontologischen Geltungsstatus besitzenden Grundgesetzes der Natur aus in einem "e;Urtypus"e; angelegten Strukturen stufenweise die "e;hochsten und reinsten Formen"e; entfalten.
Im dichterischen Werk Georg Buchners (1813-1837) finden sich zahlreiche Reminiszenzen an das Schulwissen, insbesondere die Geschichte, Philosophie, Literatur und Kunst der Antike, die deutsche Literatur, die Kunstgeschichte oder Naturkunde. Auf der Grundlage seines mit fast 700 Heftseiten einzigartig umfangreichen Schulernachlasses, der unterschiedliche Textsorten wie Mitschriften, Aufsatze, Reden und Ubersetzungen enthalt, der dazu ermittelten Quellen und der am Darmstadter Gymnasium verwendeten Schulbucher werden die konkreten Unterrichtsinhalte sowie die Entwicklung von Buchners Arbeitstechniken rekonstruiert und dokumentiert. Eine kommentierte Bibliographie der einschlagigen Quellen und Schulbucher sowie die Dokumentation und Kommentierung aller Lektionenverzeichnisse zwischen 1825 und 1831 erganzen das Bild dort, wo keine Hefte uberliefert sind. Hier ist umfassendes Material zusammengestellt fur die Erlauterung des schriftstellerischen Werks sowie fur Spezialuntersuchungen zu weiteren Aspekten von Buchners Schulbildung - beispielsweise zu einzelnen Fachern wie Religion, Physik, Englisch -, aber auch allgemein zu den Bildungsinhalten des humanistischen Gymnasiums zwischen Restauration und Vormarz.
Das Buch bietet die Resultate eines langjährig verfolgten Projekts 'forschenden Lernens', das sich in der akademischen Lehre als eine Schule in Philologie wie analytischer Interpretation herausbildete und bewährte. Es widmet sich Johann Friedrich Oberlins Bericht "Herr L..." von 1778, der den Aufenthalt des Sturm-und-Drang-Dichters Jacob M.R. Lenz im elsässischen Steintal überliefert und eine doppelte literaturgeschichtliche Relevanz erlangt hat: Der Bericht ist das bedeutendste Zeugnis zur rätselhaft katastrophalen Biographie von Lenz und diente Georg Büchner 1835 als Hauptquelle für sein Erzählprojekt "Lenz". Die Darstellungen und Studien des Buchs repräsentieren ein breitgefächertes literaturwissenschaftliches Untersuchungsspektrum und vermitteln quellenkundliche, literarhistorische, mentalitätsgeschichtliche und tiefenpsychologische Erkenntnisse. Die Teile I bis III enthalten die Kritische Ausgabe der Handschrift "Herr L...", eine Dokumentation der Textüberlieferung des Berichts und die Kritik der Textüberlieferung August Stöbers, der mit seinem Textverständnis und den von ihm produzierten Varianten das literaturgeschichtliche Bild vom angeblichen 'Wahnsinn' des melancholiekranken Lenz nachhaltig bestimmt hat; als Fallstudie ermöglicht diese Untersuchung einen konkreten Begriff von der Praxis und den Hintergründen des vor-kritischen Editionsverfahrens. Teil IV, Kritik der Quellentextgeschichte zu Büchners Lenz-Entwurf, analysiert den verzwickten Überlieferungsweg des Oberlin-Berichts, erstellt das Stemma und gibt der quellenkundlichen und der textgenetischen Forschung zu Büchners "Lenz" eine philologische Grundlage. Teil V als Analyse und Interpretationsbeispiel macht den Ertrag philologischer Arbeit in ihrer hermeneutischen Tragweite sichtbar, indem hier ein Detail der Textkritik als autobiographisches Deutbild Lenzens erschlossen wird, mit dem er seine problematische Lebenssituation - nach der Verbannung aus Weimar und dem Verlust der Freundschaft Goethes - begriff und das er auch von anderen verstanden haben wollte.
Nicht zuletzt auf Büchners "Lenz"-Erzählung ist das Interesse an der psychischen Erkrankung von J.M.R. Lenz zurückzuführen, die etwa zwischen Herbst 1777 und Frühjahr 1778 deutlich wurde. Sie wird mit der vorliegenden Darstellung in ihren komplizierten Zusammenhängen transparent und chronologisch nachvollziehbar. Der Band rückt scheinbar bekannte Sachverhalte in ein neues Licht oder eröffnet bisher unbekannte nähere Umstände, die für die Lenz-Forschung von Interesse sein dürften. Diese Präzisierung verdankt sich den 150 zeitgenössischen, zum Teil unveröffentlichten Dokumenten über die Ereignisse dieses halben Jahres, eine Materialsammlung für alle diejenigen, die sich für die Krankheitsgeschichte von Lenz und deren sozial- und geistesgeschichtliche Zusammenhänge interessieren. Vorangestellt ist ein ausführlicher chronikalischer Bericht, der sich auf die Dokumente stützt und auf dieser Grundlage den Verlauf der Ereignisse rekonstruiert. Neben einer knapp gehaltenen Vor- und Nachgeschichte gliedert sich die Chronik in drei Abschnitte: In die Zeit, in die Lenz' auffälliges Verhalten in Zürich und Emmendingen sowie sein Aufenthalt in Winterthur fällt, in seinen literargeschichtlich folgenreichen Aufenthalt im Steintal sowie in die Zeit in Straßburg und Emmendingen, wo Lenz' psychische Krise besonders deutlich war. Der Anhang bietet Abbildungen, ein Orts- sowie ein mit biographischen Daten versehenes Personenregister.
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