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Max Picards fruhe Schriften zeichnen sich durch eigenwillige literarische und kulturphilosophische Positionen aus. Karsten Lichau lotet die Spannungen und Bruche in Picards oft vorschnell als kulturpessimistisch oder konservativ etikettiertem Fruhwerk aus, das zwischen 1914 und 1933 entstand. Im Zentrum steht dabei eine ebenso umkampfte wie schillernde literarische Figur: das Gesicht. Indem die Studie textnahe Lekture mit kulturhistorischer Kontextualisierung verbindet, geht sie den Um- und Abwegen der schriftstellerischen Laufbahn Picards nach und eroffnet neue Perspektiven auf seinen weitgehend in Vergessenheit geratenen Beitrag zum literarischen Feld der Weimarer Zeit. Zugleich zeigt die Untersuchung, dass Picards Texte die fiktiven oder prophetischen "e;Gesichte"e; reflektieren, die in auerliterarischen Feldern zirkulieren - von Kunst- und Medientheorie uber Geschichtsphilosophie sowie judische und christliche Theologie bis hin zur asthetischen Medizin und Rassenhygiene. Sie lassen sich als eine "e;literarische Physiognomik"e; moderner Kulturen lesen.
Emotionen sind mittlerweile zu einem wichtigen Thema der Literaturwissenschaft avanciert. Allerdings ist bisher nicht geklärt, auf welcher theoretischen Basis und mit welcher methodischen Herangehensweise Hypothesen über das emotionale Wirkungspotenzial literarischer Texte gerechtfertigt werden können. Dies erstaunt umso mehr, als literaturwissenschaftliche Argumentationen häufig mit diesbezüglichen Wirkungsannahmen operieren. Die Studie erarbeitet Vorschläge, wie diese Lücke für Erzähltexte geschlossen werden kann. Dazu bezieht sie sich auf Erkenntnisse der interdisziplinären Emotionsforschung und modelliert ein linguistisch-narratologisches Verfahren, mit dessen Hilfe sich emotionale Wirkungspotenziale von Erzähltexten rekonstruieren lassen. Dieses Modell wird an drei Romanen der Prager deutschsprachigen Literatur erprobt: Franz Kafkas ¿Das Schloß¿, Leo Perutz¿ ¿Der Meister des jüngsten Tages¿ und Franz Werfels ¿Verdi. Roman der Oper¿. In den Beispielanalysen zeigt sich, dass das vorgeschlagene Verfahren auch zu neuen literarhistorischen Einsichten führt. Damit bietet die Studie vielfältige Anknüpfungspunkte für weitere Forschungsarbeiten, die mit emotionalen Wirkungen von moderner Literatur befasst sind.
Das Fremde ist ein zentrales Kulturthema der Gegenwart. Als Problemstellung tritt der Umgang mit dem Fremden auch beim Interpretieren literarischer und künstlerischer Zeugnisse der Vergangenheit oder anderer Kulturen auf. Angeregt von der literaturwissenschaftlichen Mittelalterforschung hat es sich in den Kulturwissenschaften eingebürgert, von ,Alterität' zu sprechen, um die Fremdheit der Gegenstände oder eine bestimmte Analyseperspektive zu beschreiben. Der Band fragt erstmals grundlegend nach der Geschichte, dem Gebrauch und den Perspektiven des Alteritätskonzeptes. Die Beiträge gehen auf der Basis aktueller Fremdheitsforschung seiner möglichen Leitfunktion für historisches Interpretieren nach. Aus Perspektive der germanistischen und romanistischen Mediävistik, der historischen Musik- und Theaterwissenschaft sowie der Soziologie und Philosophie erproben sie das methodologische Potential und die interpretative Anwendbarkeit des Alteritätskonzeptes.
Mehrsprachigkeit ist kein literarisches Randphänomen: In allen literarischen Epochen, Gattungen und Traditionen gibt es mehrsprachige Texte. Besonders in der Literatur der Moderne gilt Mehrsprachigkeit als ein Kennzeichen hoher Sprachreflexivität. Was aber ist literarische Mehrsprachigkeit? Wie lässt sie sich beschreiben und deuten? Mit welchen kommunikativen und ästhetischen Zielen wird sie eingesetzt? Die Studie untersucht den Sprachwechsel als eine manifeste Form literarischer Mehrsprachigkeit an Elias Canettis ¿Die Stimmen von Marrakesch¿ und Ingeborg Bachmanns Erzählung ¿Simultan¿. In Canettis Reiseaufzeichnungen werden durch den Sprachwechsel verschiedene Stimmen und wörtliche Zitate erzeugt. Bachmanns ¿Simultan¿ erzählt konsequent mehrsprachig und im ständigen Sprachwechsel vom vakanten Ort der Muttersprache und von den Schwierigkeiten des Übersetzens. Literarische Mehrsprachigkeit changiert stets zwischen Übersetzung und Unübersetzbarkeit. Damit wirft sie nicht nur sprachästhetische, sondern auch sprachtheoretische Fragen auf. Als Antwort entwickelt die Studie eine Poetologie der Mehrsprachigkeit. Der anderssprachige Ausdruck wird zum Träger einer spezifischen, jeweils individuellen oder kulturellen Idiomatik, die sich der Übersetzung entzieht.
Die Wahrnehmung Irmgard Keuns (1905-1982) ist eng verbunden mit ihrem Roman Das kunstseidene Madchen. In der erzahltheoretisch inspirierten Forschung liegt der Fokus haufig auf den fruhen Romanen. Parallel dazu fasziniert das Leben der Autorin. Oft werden die Leerstellen der Romane mit biographischen Details gefullt, aber auch Darstellungen des Lebens durch Handlungselemente der Romane erganzt. Solche Lekturen lassen sich als Effekte erzahlerischer Strategien beschreiben, die sich nicht auf die fiktionalen Texte beschranken. Die Verfahren folgen bestimmten Mustern, deren Variation einen engen Zeitbezug aufweist. Muster und Variation finden sich in allen Genres: im Roman, in der Lyrik, aber auch in Briefen Keuns, in ihren Radio- und Fernsehinterviews. Die Studie schlagt ein Lekturemodell vor, das fiktionale und nichtfiktionale Elemente ausweist, asthetische Textkonstruktion wahrnehmbar macht und gleichzeitig die Kategorie Autor reflektiert. Erstmals wird die gesamte Keun-Forschung systematisiert, der Werkbestand klassifiziert und zuvor unerschlossenes Material prasentiert.
Der Streit zwischen Peter Hacks (1928¿2003) und Heiner Müller (1929¿1995) zählt zu den bedeutendsten Auseinandersetzungen innerhalb der DDR-Literatur. Auf der Grundlage detaillierter Stückanalysen sowie unbekannter Aufzeichnungen aus den Nachlässen wird der Streit der beiden wichtigsten DDR-Dramatiker erstmals umfassend in den Blick genommen. Im Fokus stehen ein literarhistorischer sowie ein systematisch-ästhetischer Aspekt: Die Arbeit zeichnet zum einen die Auseinandersetzung zwischen Hacks und Müller als bedeutende Teilgeschichte des DDR-Dramas sowie der Brecht-Schule nach. Darüber hinaus untersucht sie die dramenästhetischen Programme beider Autoren als antagonistische Konzeptionen sozialistischen Theaters. Innerliterarische Konflikte bilden in der Forschung zur DDR-Literatur bis dato einen ¿blinden Fleck¿. Am Beispiel von Hacks und Müller zeigt sich, dass der ästhetische Autonomisierungsprozess der DDR-Literatur als ein in sich selbst widersprüchlicher Vorgang innerhalb des literarischen Feldes verstanden werden muss. So ist die Arbeit auch ein Beitrag zur Frage, inwiefern sich die Feldtheorie auf die Literatur der DDR anwenden lässt.
Ilse Aichingers Lyrik gehort eher zum postulierten als zum tatsachlichen literarischen Kanon: Knapp hundert der im Deutschen Literaturarchiv Marbach aufbewahrte Gedichte und Gedichtentwurfe sind noch unveroffentlicht, und fur das mehrfach ausgezeichnete publizierte Werk fehlte bisher eine methodisch fundierte Uberblicksstudie. Der Band bietet Analysen aller gedruckten und ungedruckten Gedichte und Prosagedichte, Entwurfe und Vorstufen. Eine Kombination quantitativer Auswertungsmethoden mit genauer Textanalyse sowie die Aufschlusslung von Vorstufen und Entwurfen nach textgenetischen Gesichtspunkten lassen die Charakteristika und Entwicklungslinien dieser Lyrik nachvollziehbar werden und bisher nicht gesehene Textbezuge aufscheinen. Erkennbar wird, wie bewusst Selektionsprozesse im Arbeitsprozess und in der Veroffentlichungspolitik stattgefunden haben. Textstruktur und Textsteuerung machen im Bezug aufeinander die poetischen Prinzipien sichtbar, die dieses lyrische Werk pragen. Exkurse zum Prosagedicht Gunter Eichs und zu den Parallelen im Hinblick auf Paul Celans Umgang mit biographischen Spuren verorten Aichingers Werk in seiner Zeit und eroffnen neue Ansatze zur Erforschung der Lyrikgeschichte nach 1945.
War der Deutschunterricht 1871-1914 ein staatliches Instrument zur Erziehung nationalchauvinistischer Untertanen? Inszenierte er in diesem Zuge einen geistlosen Klassiker-Kult"e;? Seit den 1970er Jahren verstellen solche Vorstellungen den Blick auf Kanonisierungsvorgange, die wesentlich vielschichtiger sind. Die Studie analysiert den Diskurs sich formierender deutscher Fachdidaktik. Dieser kreiste um Schriften Lessings, Goethes und Schillers, die nicht allein zu erstrangigen Unterrichtsstoffen erklart wurden, sondern auch andersherum in essenzieller Weise auf die didaktischen Standpunkte ruckwirkten. Das Verhaltnis von Klassik und Didaktik erweist sich als ein synergetisches: Einerseits wurden die Klassiker"e; im Rahmen des Deutschunterrichts kanonisiert, andererseits vollzog sich die Institutionalisierung von Unterrichtszielen, -methoden und -stoffen mageblich unter dem Einfluss klassischer"e; Philosopheme. Gezeigt wird, inwieweit der ideelle Kern historischer Didaktik auf Klassiker"e;-Rezeption zuruckgeht und in welcher Weise wiederum didaktische Uberlegungen Lesarten der Klassiker"e; beeinflussten. Die Kanonisierung der Klassiker"e; und die Institutionalisierung des Deutschunterrichts geraten dabei gleichermaen in den Blick.
In der Reihe erscheinen Studien und Quellen der germanistischen Literaturwissenschaft vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Es handelt sich um philologisch grundlegende Arbeiten, die das Fach in seiner ganzen methodischen und thematischen Breite abdecken und literaturgeschichtliche Analysen mit theoretischer Reflexion auf hohem Niveau verbinden. Im Mittelpunkt stehen dabei Studien zu einzelnen Autoren, Problematisierungen literarischer Gattungen und Analysen mit epochenspezifischem Schwerpunkt. Die Textausgaben im Rahmen der Reihe stellen ambitionierte, innovative Editionsvorhaben dar. Komparatistische Perspektiven auf die deutschsprachige Literatur sind ausdrucklich erwunscht.
In der Reihe erscheinen Studien und Quellen der germanistischen Literaturwissenschaft vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Es handelt sich um philologisch grundlegende Arbeiten, die das Fach in seiner ganzen methodischen und thematischen Breite abdecken und literaturgeschichtliche Analysen mit theoretischer Reflexion auf hohem Niveau verbinden. Im Mittelpunkt stehen dabei Studien zu einzelnen Autoren, Problematisierungen literarischer Gattungen und Analysen mit epochenspezifischem Schwerpunkt. Die Textausgaben im Rahmen der Reihe stellen ambitionierte, innovative Editionsvorhaben dar. Komparatistische Perspektiven auf die deutschsprachige Literatur sind ausdrucklich erwunscht.
Die "e;Allgemeine Deutsche Biographie"e; urteilte 1904 uber den Dichter, Journalisten und Historiker Gustav Freytag (1816-1895), dieser sei "e;in seiner Gesammterscheinung als deutscher Schriftsteller [...] zeitgema und namhaft wie kein anderer"e;. Freytag galt lange als der deutsche Nationaldichter. Die Bedeutung, die ihm von seinen Zeitgenossen und bis weit hinein ins 20. Jahrhundert zugeschrieben wurde, grundet sich in erster Linie auf seine nachmarzlichen Erfolgswerke "e;Die Journalisten"e; (1852) und "e;Soll und Haben"e; (1855) sowie auf seine Rolle als literaturpolitisch wirkmachtiger Mitherausgeber der Zeitschrift "e;Die Grenzboten"e;. Ausgehend von Freytags Hauptwerk' nimmt die Studie zum einen das Gesamtwerk des Autors, zum anderen charakteristische Kontexte und Konstellationen der Epoche des Realismus in den Blick. Die Arbeit profiliert Freytag als Schlusselgestalt fur die Etablierung des literarischen Realismus nach 1848 und kontextualisiert seine Texte umfassend. Sie verfolgt dabei einen streng historisierenden und quellenzentrierten Ansatz, der politik-, sozial- oder auch presse- und gattungshistorische Interessen mit kanonisierungs-, rezeptionsgeschichtlichen sowie feldtheoretischen Zugangen verknupft.
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