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Das Stammbuch gilt seit geraumer Zeit als facherubergreifendes Forschungsfeld par excellence. In den verschiedenen beteiligten Disziplinen zieht man den Gegenstand dabei allerdings in erster Linie als Quelle fur fachspezifische Fragestellungen heran, nicht als Erkenntnisgegenstand sui generis. Erstmals wird deshalb der Versuch unternommen, die verschiedenen Zugange und disparaten Ergebnisse systematisch aufeinander zu beziehen und in ein Gesamtkonzept einzubinden. Ausgangspunkt ist die Grundfeststellung, da es sich beim Album Amicorum um eine Sammelform fur spezifisch gebaute, situativ und funktional bestimmbare Texte handelt. Nachgegangen wird der Konstitution dieser Textsorte, die im Wittenberg Luthers und Melanchthons aus verschiedenen alteren Traditionslinien entwickelt wurde. Hier liegen auch die Ursprunge der Sammelform, die sich seit dem zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts etabliert hat. Unter steter Ruckbindung an kultur-, sozial- und mentalitatsgeschichtliche Kontexte werden die historische Entwicklung und Ausdifferenzierung von Sammelgegenstand und Sammelmedium verfolgt. Beide haben von Anfang an eine Reihe konkurrierender milieuspezifischer Auspragungen erfahren, die sich aber auch gegenseitig uberschneiden oder ineinander aufgegangen sind. Besonderes Augenmerk gilt der methodischen Unterscheidung von Aspekten der Textualitat, Medialitat, Pragmatik und Rezeption. Dadurch kann nicht nur kunftigen neuen Forschungsergebnissen ein systematischer Ort zugewiesen, sondern auch die jungere Form des >Poesiealbums< klarer als bisher in eine historische Kontinuitat gestellt werden.</body></html>
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