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Die Arbeit widmet sich erstmals umfassend der deutschsprachigen mystischen Lyrik des 14. und 15. Jahrhunderts. Fur die Untersuchung wird ein uberlieferungsgeschichtlicher Zugang gewahlt, um das Korpus von uber hundert Liedern vorzustellen. Die Handschriften fuhren an die Orte, wo die Lieder ihren Sitz im Leben"e; hatten. Vor allem Kloster des deutschsprachigen Sudwestens, die fur die Tradierung der Texte Meister Eckharts oder Heinrich Seuses als auch fur Produktion und Rezeption der Schwesternbucher bekannt sind, erweisen sich fur die mystische Lyrik als Zentren der Uberlieferung. Daruber hinaus zeigen die Handschriften die verschiedenen Uberlieferungsformen mystischer Lyrik, die vom Einzeltext als Teil einer Kompilation bis zur Liedersammlung reichen. Wandernde Verse und Strophen und andere Arten der Varianz verweisen auf die besondere Unfestigkeit der Texte. Inhaltlich stehen die Lieder im Spannungsfeld von spekulativer Mystik und visionarer Christusmystik. Mit dem Abdruck der bislang unveroffentlichten Texte und einem ausfuhrlichen Repertorium, das als Nachschlagewerk Auskunft uber die handschriftliche Uberlieferung, uber Form und Inhalt, Editionen und Sekundarliteratur gibt, wird die das mystische Lied als neues Forschungsfeld erschlossen.
Das Hermetschwiler Gebetbuch, das heute im Sarner Benediktinerkollegium, einem Priorat der Abtei Muri-Gries als Cod. Chart. 208aufbewahrt wird, birgt einen bemerkenswerten, thematisch wie funktional heterogenen Textbestand: Heilsegen sind ebenso Bestandteil dieses Gebetbuches wie Andachten und Gebete. Die starkabgenutzte Handschrift, die in den ersten beiden Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts in der heutigen Deutschschweiz (Aargau) entstanden ist, wird hier erstmals umfassend erschlossen. Zur Edition der grotenteils unbekannten Texte tritt eine Kontextualisierung hinsichtlich ihrer Funktion. Eine bibliothekshistorische Untersuchung der vorwiegend burgerlich gepragten Beziehungsnetze im sudalemannischen Raum ermoglicht einen vertieften Einblick in den Sarner Gebetbuchbestand, einen der groten geschlossenen Gebetbuchbestande der heutigen Schweiz. Daraus ergeben sich neue Einsichten in Gebetspraxis und Alltagswissen in einem sudalemannischen Frauenkloster des Spatmittelalters.
Der Sammelband präsentiert in miteinander vernetzbaren Fallbeispielen erstmals die Überlegungen und ersten Ergebnisse einer aus Literaturwissenschaftlern, Handschriftenforschern, Kunsthistorikern und Historikern zusammengesetzten internationalen Forschergruppe, welche über die Anwendung eines um rezeptionsgeschichtliche und intermediale Aspekte erweiterten überlieferungsgeschichtlichen Ansatzes zum literarischen und kulturellen Relief einer Landschaft nachdenkt. Ausgegangen wird dabei primär von den überlieferten Handschriften und ihrem Leben in unterschiedlichen historischen und institutionellen Kontexten sowie ihrer Verankerung in sozialen Formationen und deren Netzwerken als Verteilersystemen. Der deutschsprachige Südwesten im 14. Jahrhundert als unbestrittene kulturelle und literarische Drehscheibe der Zeit erschien zur Erprobung des Konzeptes besonders geeignet. Mit diesem ersten Band einer ,Kulturtopographie des alemannischen Raumes', die auf das spätere Mittelalter fokussiert ist, soll eine innovative Literatur- und Kulturgeschichtsschreibung angeregt werden, welche eine Kulturlandschaft in ihrer Gleichzeitigkeit von Produktion und Rezeption, von Export und Import literarischer wie pragmatischer Texte und Kulturzeugnissen erfasst.
"húbsch gemalt - schlecht geschrieben": so oder ähnlich lautet das Urteil von Kunsthistorikern und Germanisten, wenn sie sich mit Handschriften aus der seriellen Produktion elsässischer Werkstätten eingangs des 15. Jahrhunderts befassen. Da wir indes nicht wenige Werke der höfischen Dichtung ausschließlich aus Handschriften der Werkstatt des Hagenauer Unternehmers Diebold Lauber kennen, hat das Urteil weitreichende Folgen - auch für jene Texte, die zwar anderweitig überliefert sind, doch in den Lauberhandschriften einen Text ganz eigener Prägung aufweisen. Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes fokussieren daher erstmals die textliche Qualität ausgewählter Lauberhandschriften und fragen dabei nicht zuletzt nach der redaktionellen Verantwortlichkeit des "fürsorglichen Skriptoriums" etwa für den Genfer ,Edelstein', den Wiener ,Parzival', den Münchener ,Alexander', den Heidelberger ,Flore und Blanscheflur', für ,Der werlt louf', den ,Sleht weg zuo dem himelrich' und viele andere mehr.
Mitte des 15. Jahrhunderts wirkte der Ordenschronist Johannes Meyer als Beichtvater im observanten Dominikanerinnenkloster St. Michael in der Insel in Bern. Sein Ziel war die Einrichtung eines vorbildlichen Reformklosters. Dafur richtete er eine Bibliothek ein, ubersetzte und kommentierte die dominikanischen Verfassungstexte und Reformvorschriften fur den Gebrauch in Frauenklostern und erganzte diese mit chronikalischen und erlauternden Werken. Diese Texte verbreiteten sich in den observanten Dominikanerinnenklostern und wirkten massgeblich auf die innerklosterliche Umsetzung der Reform ein. Am Beispiel des Berner Regelbuches lasst sich die Forderung des geistlichen Lebens in den Frauenklostern im Zuge der Klosterreform deutlich aufzeigen: Systematisch wurde eine Bibliothek aufgebaut, ein Skriptorium eingerichtet und der Einsatz der Bucher im klosterlichen Alltag intensiviert. Allgemein kam es zu einem verstarkten Gebrauch von Schriftlichkeit. Der Weg aus der Krise zur Erneuerung auf der Basis eines funktionalen Gebrauchs von Schrift, Buch und Bibliothek entwickelte sich jedoch keineswegs isoliert, er stand in einem engen Austauschverhaltnis mit einem stark von volkssprachlicher Schriftlichkeit gepragten stadtischen Umfeld.
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