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In den letzten Jahren lasst sich innerhalb der Mediavistik ein starker Zuwachs von Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Visualitat verzeichnen, die sich bisher weitestgehend auf Heldenepik, geistliche Literatur und hofischen Roman beschranken. Doch es zeigt sich, dass gerade in der schwankhaften Marenliteratur dem Moment der Sichtbarkeit eine enorme Relevanz zukommt, insbesondere in Bezug auf die Sexualitat der Frau. Vor diesem Hintergrund wird die Darstellung weiblicher Geschlechtlichkeit im Mare eingehend betrachtet: Zentraler Aspekt sind die Lust und das Genitale der Frau. Es wird demonstriert, wie verschiedene narrative und rhetorische Strategien bewusst dazu eingesetzt werden, um weibliche Libido sichtbar zu machen - dem Rezipienten buchstablich 'vor Augen' zu fuhren - und auf diese Weise Geschlechtlichkeit zu inszenieren. Denn die Leidenschaft der Frau wird nicht einfach nur sichtbar gemacht, wie sie ist, sondern wie man(n) sie sehen soll. Die vorliegende Arbeit widmet sich dabei insbesondere der Frage nach Funktionsweisen und Bedeutung einer 'Poetik der Visualisierung' und bietet nicht zuletzt eine systematische Aufarbeitung der Sexualmetaphorik, die fur das Verstandnis vieler Maren unerlasslich ist.
Dinge sind schon seit einiger Zeit zu einem der wichtigsten kulturwissenschaftlichen Forschungsfelder avanciert. Die zwanzig in diesem Band versammelten Aufsätze widmen sich vormodernen Dingkulturen aus archäologischer, ethnologischer, historischer, kunsthistorischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive. Der Schwerpunkt liegt auf Erzähltexten, womit zugleich die Brücke zur historischen Narratologie geschlagen wird. Moderne dingtheoretische Ansätze, insbesondere das Konzept der agency und das der Mensch-Ding-Vernetzung sowie gabentheoretische Ansätze werden fruchtbar gemacht und reflektiert. Erstaunliche Dinge, signifikante Sachverhalte, dingtheoretisch aufschlussreiche Texte vom Waltharius bis zu Heinrich Wittenwilers Ring werden analysiert und interpretiert. Die untereinander vielfach vernetzten Beiträge widmen sich den folgenden Themen: 1. Objektbiographien, 2. Dinge als Gabe und weitere Formen von Zirkulation, 3. Funktionen und 4. Bedeutungen von Dingen in literarischen Texten, 5. Artifizialität und Ästhetik. So schlüsselt die Publikation Dimensionen des dingtheoretischen Zugangs auf und zeigt gleichzeitig, wie gewinnbringend die unterschiedlichen Fragerichtungen verknüpft werden können.
In der Reihe Literatur - Theorie - Geschichte (LTG) erscheinen Arbeiten aus der Germanistischen Mediavistik, die eine Rekonstruktion historischer Text- und Diskurswelten betreiben. Mit ihrer kulturhistorischen Grundierung bietet die Reihe solchen Studien ein Forum, die die Beschaftigung mit der Literatur des Mittelalters bei hoher philologischer Prazision auf eine theoretisch reflektierte Grundlage stellen. Diese kann von Konzeptionen der Geschichtswissenschaften (z.B. Historische Anthropologie, Mentalitatengeschichte), von philosophischen (Diskurstheorie, Dekonstruktion, Gender etc.), kulturphilosophischen (Zivilisationstheorien) oder literatur- und medientheoretischen Zugangen gepragt sein. Publiziert werden Monographien und Sammelbande, die textwissenschaftlich orientiert, kultur- und/oder literaturtheoretisch perspektiviert und historisch situiert sind.
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