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¿David Hilbert entwickelte mit seiner Beweistheorie ein Programm zur Grundlegung der Mathematik. Setzt er dazu eine formalistische Philosophie der Mathematik voraus? Die überraschende Antwort des ersten Teils dieses Buches ist ein differenziertes Nein. Hilberts Position schließt logizistische und intuitionistische Momente ein ¿ und sicher keinen Spielformalismus. Der zweite Teil des Buches macht die Fülle der Ideen sichtbar, die Hilbert und seine Schüler im Rahmen der formallogischen Durchführung und Weiterentwicklung des Programms entwickelt haben, um die Widerspruchsfreiheit mathematischer Axiomensysteme mit mathematischen Mitteln zu zeigen. Der dritte Teil widmet sich recht anspruchsvollen philosophischen ¿Überhangfragen¿: Ist das Programm nicht letztlich zirkulär? Ist es nicht mit den Gödelsätzen zum Scheitern verurteilt? Und wie können in einem finitistischen Rahmen transfinite Ordinalzahlen auftreten? Hilbert hat der Philosophie ein spannendes und herausforderndes Aufgabenfeld hinterlassen.¿
Emmy Noether und die Mitglieder der Noether-Schule gestalteten wesentlich die kulturelle Bewegung der modernen Algebra, die in den 1920er Jahren die Vorstellungen über Mathematik veränderte und zu einem neuen Verständnis der Mathematik als Strukturwissenschaft führte. In interdisziplinär angelegten Studien verbindet die Autorin biografische Forschungen zu Noether und den Mitgliedern der Noether-Schule mit wissenschaftstheoretischen Untersuchungen mathematischer Texte sowie einer aus dem Konzept der dichten Beschreibung abgeleiteten Analyse wissenschaftlicher Schulenbildung: Die Entstehung mathematischen Wissens als soziokultureller Prozess wird sichtbar und auch einer mathematisch nicht ausgebildeten Leserschaft zugänglich. Zahlreiche Details zum Ringen von Wissenschaftlerinnen um berufliche Anerkennung, zur Entstehung mathematischer Begriffe und Disziplinen sowie zum Leben und Wirken von Mathematiker/inne/n vermitteln ein Bild der Mathematik im ersten Drittel des 20.Jahrhunderts.
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