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In der Forschung werden die Erinyen gemeinhin als gottliche Wesen behandelt. Uneinigkeit besteht jedoch im Hinblick auf ihren Status, ihre Funktionen und ihre Rolle im Kult. Dieses Buch bietet die erste umfassende Untersuchung der verschiedenen Verwendungs- und Erscheinungsweisen von erinys in der Literatur der archaischen und klassischen Zeit und im Kult. Der Fokus liegt dabei auf Punkten, die in der Forschung vernachlassigt worden sind, wie dem Gebrauch von erinys als Appellativ in abstrakter Bedeutung, der Verbindung von erinys mit einem Genitiv der Person oder der Vorstellung von Erinys als personaler Einzelmacht. Der Verfasser zeigt, dass alle Verwendungs- und Erscheinungsweisen von erinys miteinander korrespondieren und wie z. B. bei moira/Moira/Moirai Ausdruck eines Konzepts sind, das in Religion und Gesellschaft eine zentrale Rolle spielte. Bei erinys ist dieses Konzept der Fluch, und zwar im weiteren Sinn als Verfluchung und Fluchzustand. Dieser erweiterte Fluchbegriff erklart nicht nur die Assoziationen von erinys/Erinys/Erinyes mit Rache und Gerechtigkeit, Zorn und Zerstorung, schicksalhafter Notwendigkeit und gesellschaftlichem Nutzen, er bildet auch den Kern der Kulte der Semnai theai und Eumeniden.
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