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Welche Texte und Autor:innen wann und weshalb als >rechts< einzustufen sind, gilt als eine der brisantesten Fragen der literarischen Gegenwart. Anhand der Autoren Christian Kracht, Simon Strauß und Uwe Tellkamp legt die Studie dar, wie das >politisch Rechte< der Literatur seit 1989 debattiert worden ist, welche Akteur:innen und Kontexte die Debatte geprägt haben und wie Literatur gesellschaftliche Vorstellungen des >Rechten< provoziert, infrage gestellt und verändert hat. Ein besonderer Fokus der Studie liegt auf der Literaturpolitik der Neuen Rechten seit den 1970er Jahren, deren Einfl uss auf deutsche Literaturdebatten hier erstmals umfassend untersucht wird.
Gleichwohl der Werkbegriff in der literaturwissenschaftlichen Praxis bis heute ein routiniert verwendeter Grundbegriff ist, gehört er zu den umstrittensten Konzepten in Literaturtheorie und Ästhetik. Um seine widersprüchliche Rolle zu erklären, rekonstruiert und systematisiert diese Studie zentrale Werkbegriffe und ihre Funktionen im jeweiligen Theoriekontext. Darüber hinaus konturiert sie einen sozialontologisch fundierten pragmatischen Werkbegriff, anhand dessen ,Werk' als Status von Texten bestimmt wird und mit dessen Hilfe am Beispiel des OEuvres von Max Frisch ästhetische, epistemische, moralische, rechtliche, politische und ökonomische Funktionen des Werkstatus differenziert und beschrieben werden. Auf diese Weise rückt die Studie die Privilegierung von Texten durch die Zuschreibung von Werkstatus in den Blick und arbeitet die Folgen dieser Privilegierung für den Umgang mit Literatur heraus. Sie stellt ein Instrumentarium zur Beschreibung und Analyse der Werkpraxis bereit und zeigt, dass und wie sich bereits die Konstitution und Funktionalisierung von Werkstatus als Teil der literarischen Praxis begreifen lassen.
Das Buch rekonstruiert umfassend die alltagskulturellen, ästhetischen und ethischen Bedeutungen der Bakterienforschung um 1900 für die Kultur der Epoche. Geboten wird dabei nicht nur eine integrierte Diskursgeschichte des Unsichtbaren, sondern ein alternativer Blick auf die klassische Moderne. Er erstreckt sich von naturalistischen Romanen über weltanschauliche Texte bis hin zu den literarischen und bildkünstlerischen Avantgarden.
Eine Verfahrensanalyse von Poetiken, Ästhetiken, Geschichtsphilosophie, Staatstheorie und Historiographie, von literarischen, probabilistischen, protobiologischen und kunsttheoretischen Schriften zeigt, dass die Schließung der offenen Zukunft keine spätere ,Entgleisung' der Moderne ist, sondern zur Grundstruktur ihrer Denkformen und Wissensordnungen gehört und als solche auch in den nachfolgenden Jahrhunderten regelmäßig wiederkehrt. Die Analysen legen die Modelle, Systematiken und Semantiken der Schließung künftiger Zeit frei: von Baumgarten bis Gumbrecht, von Lessing bis Milo Rau. Damit reformulieren sie Grundannahmen der literartur-, geschichts- und sozialwissenschaftlichen Zukunftsforschung.
Der Begriff der Revolution bezeichnet ursprünglich den kreisläufigen Umlauf der Gestirne, dessen astronomische Bedeutung mit dem Anbruch des Revolutionszeitalters nicht erlischt, sondern auch in der Moderne als Denkmodell sozialer und politischer Bewegungen in Geltung bleibt. Doch vollziehen revolutionäre Neuerungen nicht mehr die alte Ordnung des Himmels nach, sondern beziehen sich auf die Kugelförmigkeit und Beweglichkeit des Erdkörpers, auf dem politische Ideen in die Tat umgesetzt werden. Ausgehend von dieser Wende innerhalb des astronomischen Paradigmas nimmt die Theorie des Revolutionsdramas die Erde als Stern der Staatsumwälzungen in den Blick. In Einzelstudien zu Gryphius, Schiller, Hölderlin, Büchner, Brecht, Peter Weiss und Heiner Müller wird das moderne Theater als Spielraum einer Politik des mobilen Grundes profiliert.
Wissenschaft und das Imaginäre schließen sich nicht aus: Selbst wissenschaftliche Verfahren wie Sammeln und Experimentieren besitzen eine imaginäre Rückseite. Das Buch zeichnet in den zwischen Wissenschaft und Literatur angesiedelten Werken von Roger Caillois und Elias Canetti eine alternative Begriffstradition des Imaginären nach, die zentrale Dichotomien des Denkens im 20. Jh. unterläuft ¿ Natur/Kultur, Identität/Differenz, Fakt/Fiktion.
Dieses Buch schreibt Theorie. Es entwirft am Beispiel von Wilhelm Raabes Erzähltexten zwischen 1856 und 1902 den Grundriss einer ontologischen Narratologie, der über seinen historischen Gegenstand hinaus systematische Gültigkeit beansprucht. Den Ausgangspunkt bildet die Frage: Was ist Welt?
Die Reihe Studien zur deutschen Literatur prasentiert herausragende Untersuchungen zur deutschsprachigen Literatur von der Fruhen Neuzeit bis zur Gegenwart. Offen besonders auch fur komparatistische, kulturwissenschaftliche und wissensgeschichtliche Fragestellungen, bietet sie ein traditionsreiches Forum fur innovative literaturwissenschaftliche Forschung. Alle eingesandten Manuskripte werden doppelt begutachtet. Informationen zum Bewerbungsverfahren und zu Druckkostenzuschussen erhalten Sie beim Verlag. Wenden Sie sich dazu bitte an den zustandigen Lektor Marcus Bohm (marcus.boehm [ at ] degruyter.com).
The series Studien zur deutschen Literatur (Studies in German Literature) presents outstanding analyses of German-speaking literature from the early modern period to the present day. It particularly embraces comparative, cultural and historical-epistemological questions and serves as a tradition-steeped forum for innovative literary research. All submitted manuscripts undergo a double peer-review process. Please contact the editor Dr. Marcus Bohm (marcus.boehm [at] degruyter.com) for further information regarding manuscript submission and subsidies.
Die Wiederkehr topischer Stoff-Findung (inventio) in literarischen Schreib- und Lektureszenen des Spatrealismus ist literarhistorisch kurios. Langst war die Topik als ehemals vorherrschendes Verfahren der Wissensordnung und Textproduktion desavouiert, da ihre Orientierung am kulturellen Gemeinsinn sowohl dem strengen Methodenbegriff seit Descartes als auch der modernen subjektzentrierten Asthetik zuwider lief. Am Ende des 19. Jahrhunderts steht gar der kulturelle Gemeinsinn als solcher infrage. Gerade darum, so die zentrale These dieser Studie, gewinnt die Topik als kulturelle Heuristik neue Aktualitat: In Romanen wie Fontanes Cecile und Raabes Die Akten des Vogelsangs nutzen fiktive Textproduzenten topische Finde- und Speichertechniken, um zum Stoff der Geschichten sozialer Randfiguren zu gelangen. Unweigerlich erkunden und hinterfragen sie dabei die Restbestande des zeitgenossisch noch geteilten kulturellen Wissens sowie das Ausma ihrer eigenen Teilhabe daran. Diese Indienstnahme der Topik als Verfahren kultureller Selbstvergewisserung und -kritik ruckt das kulturanalytische und kulturformierende Potential realistischer Literatur in den Blick.
Die Schlesischen Kriege (1740¿1763) setzten zentrale Impulse für die Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts. Dennoch ist ihre Relevanz für die deutsche Literaturgeschichte bislang nicht erschlossen worden. Dieses Buch profiliert erstmals die Wechselbeziehungen zwischen literarischen und politischen Diskursen um 1750, die auf die Entwicklung eines modernen Literaturmodells entscheidenden Einfluss nahmen.
Thomas Bernhards Umgang mit Schrift ist in der Forschung bislang weitgehend unbeachtet geblieben. Der Band unterzieht die Typoskripte aus dem Nachlass erstmalig einer systematischen Analyse und beschreibt die Effekte, die Bernhards konkrete Schreibpraxis auf die unverkennbare Stilistik seiner Texte hat. Gezeigt wird außerdem, wie die 'Marke Bernhard' durch Typografie und Buchgestaltung des Suhrkamp Verlags in Szene gesetzt wird.
Die Idee des Erhabenen in Adalbert Stifters Prosa wurde gelegentlich thematisiert, ohne dass ihr bislang eine systematische Untersuchung zuteil geworden ware. Die Studie schliet diese Lucke mit einem zweifachen Neuansatz: Erstens beschreibt sie Stifters Rezeption der Idee uber popularwissenschaftliche Texte des fruhen 19. Jahrhunderts, da eine direkte Aneignung uber philosophische Ausfuhrungen nicht zu beweisen ist. Zweitens erfasst sie die Idee des Erhabenen u.a. uber Naturtopoi, die Verbindung von Erhabenheit und Einfachheit und die Definition als gemischtes Gefuhl' analytisch als Textphanomen. Entsprechend zeugen Stifters Texte nicht nur von einer Verarbeitung des Erhabenen, sondern bieten mannigfaltige Variationen, die weit uber die philosophischen Grundlagen hinausgehen und deshalb in der Analyse vielfaltige Interpretationsmoglichkeiten eroffnen: Neben Naturgegenstanden scheint die Idee des Erhabenen entgegen der meisten philosophischen Theorien auch an Gegenstanden wie der Musik oder der Erinnerung auf. Den Theorien entsprechend ist das Erhabene meist als Gefuhl an ein erlebendes Subjekt gebunden, die Studie arbeitet es aber auch als asthetisches Argumentationsprinzip jenseits einer figurlichen Perspektive heraus.
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Das theoretische Feld zu fiktionalem und faktualem Erzahlen ist in den letzten Jahren unubersichtlich geworden. Die Studie bietet eine kritische Analyse der wichtigsten Positionen. Historisches Erzahlen diente im Zuge postmoderner Sprachzweifel oft als Beispiel fur den prekaren Wirklichkeitsbezug faktualer Erzahlungen. Mit Blick auf das fiktionale Erzahlen wurden anhand des postmodernen historischen Romans mit Metafiktion und Metahistoriografie Erzahlverfahren betont, die sich von einem verlasslichen Wirklichkeitsbezug distanzieren. Die vorliegende Studie ruckt neben diesen distanzierenden, illusionsstorenden Techniken wieder solche Erzahlverfahren in den Blick, die Geschichte als Ereignis' inszenieren. Historisches Erzahlen kombiniert den Bezug auf eine vergangene Wirklichkeit immer mit dem Anspruch, eine in sich schlussige Erzahlung zu bilden. Anhand deutschsprachiger und niederlandischsprachiger Geschichtserzahlungen wird nachgezeichnet, wie sich diese grundlegende Dynamik zwischen glaubwurdigem Wirklichkeitsbezug und glaubwurdiger Erzahlwirklichkeit im fiktionalen und im faktualen Zusammenhang je unterschiedlich entfaltet.
Lange bevor es eine Soziologie gab, wurde bereits um 1800 das ¿Soziale¿ als eigengesetzliches Gebiet zwischen transzendentaler Freiheit und natürlicher Bestimmung des Menschen erkannt. Poetiken des ¿Sozialen¿ beanspruchen seither besondere Gestaltungsmöglichkeiten des menschlichen Miteinanders durch die Kunst. Dabei zielen sie auf eine genuin ästhetische Neubegründung des Gemeinwesens jenseits der Politik als Zivilgesellschaft.Diese Arbeit gibt eine grundsätzliche Bestimmung solcher Poetiken des ¿Sozialen¿ und verfolgt die Genese einer ihrer frühesten Ausprägungen im Detail. Ausgehend von den spezifischen wissensgeschichtlichen Voraussetzungen um 1800 untersucht sie die Formierungsprozesse von Achim von Arnims Poetik des ¿Sozialen¿ bis zum Versuch ihrer praktischen Einlösung in Des Knaben Wunderhorn. Die Studie erschließt das Frühwerk Arnims und ist zugleich ein Beitrag zur Wissensgeschichte des ¿Sozialen¿ außerhalb seiner Wissenschaft.
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Diese Studie stellt die Kurzprosa des judischen Schriftstellers Ernst Wei in den Mittelpunkt. Wei, 1882 in Brunn geboren, nahm sich 1940 beim Einmarsch der deutschen Truppen in Paris das Leben. Von der Germanistik wird sein Werk seit den 1980er-Jahren erforscht. Bislang widmete sich jedoch keine Arbeit explizit der Kurzprosa des Autors. Die Studie typologisiert den Werkausschnitt, bestimmt seine Thematik und arbeitet in sechs Interpretationsskizzen einen Erzahltypus heraus, und bezeichnet diesenals parabolisch. Sie erlautert Wei' Position zur Existenz- und Erkenntnisproblematik, den Begriff der parabolischen Erzahlkonzeption und zeigt narrative Merkmale dieser Konzeption auf.
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