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Books in the Untersuchungen zur Deutschen Literaturgeschichte series

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  • by Florence Pennone-Autze
    £154.49

    Die Annäherung an Paul Celans Übersetzungspoetik erfolgt in diesem Buch aus drei Blickrichtungen. Das übersetzerische Verfahren wird zunächst ausgehend von Theorien des lyrischen Ich als ¿Transfer der Aussagestruktur¿ definiert. Darauf aufbauend wird Celans übersetzerische Produktion in den Kontext seiner eigenen Poetik des Dialogs gestellt. Eine Übersetzungspoetik verfasste Celan zwar nie, jedoch lässt sich eine solche aus anderen poetologischen Schriften wie dem »Meridian« erschließen. Der größte Teil der Studie aber gilt den Übertragungen französischer Lyriker, von dem Surrealisten Benjamin Péret (»Surrealistische Publikationen«, 1950) bis André du Bouchet (»Vakante Glut«, 1968). Neben den sehr bekannten Übertragungen von Rimbauds »Bateau ivre« (1958) und Valérys »Jeune Parque« (1960) werden auch die bislang kaum beachteten Apollinaire- und Supervielle-Übersetzungen (1951¿1959 und 1958¿1968) untersucht. Insbesondere an diesen beiden Gruppen von Übertragungen lässt sich zeigen, wie sich Celans Übersetzungspoetik im Laufe der Jahre wandelte: Bis etwa 1960 werden im Übersetzungswerk in wachsendem Maße die gleichen Stilmittel eingesetzt wie in den eigenen Gedichten; in den sechziger Jahren hingegen emanzipieren sich die Übertragungen von der Poetik der eigenen Dichtung und werden wieder ¿wörtlicher¿, dem Original ¿getreuer¿. Diesen späten Wandel im Umgang mit dem fremden Text erläutert die Verfasserin am Ende ihrer Studie als Konsequenz eines bisher unbeachtet gebliebenen Widerspruchs in Celans Poetik des Dialogs.

  • by Christian Oestersandfort
    £114.99

    Diese Arbeit ist ein Versuch, Hölderlins Turmdichtung erstmals umfassend zu deuten und strukturell zu erschließen. Zunächst wird die immanente Poetik der Turmdichtung unter den Gesichtspunkten der Bildlichkeit, der Landschaft, der Zeit und des Raumes rekonstruiert. Anschließend wird ein Zugang zur diätetisch-therapeutischen Poetik der Turmdichtung eröffnet. Es zeigt sich dabei, dass diese diätetische Poetik eng mit einer Therapeutik des Lebens verbunden ist, die zugleich eine Hermeneutik des Lebens darstellt. Hölderlin steht noch zu Lebzeiten in der Diskurs-Geschichte des "wahnsinnigen Dichters"; er lebt im Tübinger Turm notgedrungen einen Topos, erscheint als ein neuer Tasso - eine Rolle, in die er sich geradezu gedrängt sehen musste. Der circulus vitiosus, als Kranker zugleich immer auch die Rolle eines Kranken spielen zu müssen, ist für das bedrängte Selbst eine besondere Herausforderung. So wie Hölderlins Dichtung enthält auch seine Lebenspraxis diätetische Züge. Dies zeigt sich in ihrer Sparsamkeit, ihrer Rhythmik, in der Bedeutung als Ausdruck und Therapie der Unruhe in der Ritualität der sozialen Interaktion, wie sie Hölderlin in seiner Rolle als "Scardanelli" zum Ausdruck bringt. Das Pseudonym "Scardanelli" wird dabei als inszenatorische Reflexionsfigur des wahnsinnigen Dichters und eines poeta minor gedeutet.

  • - Die "Xenien" Goethes Und Schillers Und Ihre Literarische Rezeption Von 1796 Bis in Die Gegenwart
    by Frieder von Ammon
    £110.49

    Die Publikation der »Xenien« (1796) Goethes und Schillers löste nicht nur einen der größten Skandale der deutschen Literaturgeschichte aus: Mit dem Xenion etablierte sich auch eine neue, gezielt gegen ästhetische und kommunikative Normen verstoßende Form literarischen Streitens mit spezifischer Poetik und Tradition. Die hier erstmals untersuchte Geschichte dieser »verdammten Gattung« reicht bis in die Gegenwart; Xenien schrieben u.a. Hölderlin, Kleist, Heine, Platen, Feuerbach, Herwegh, Glassbrenner, Bobrowski und Hacks. Wie ihre Vorgänger setzten diese Autoren das Xenion in Streitigkeiten und darüber hinaus in ihrer Auseinandersetzung mit der Weimarer Klassik und deren Rezeption ein. Die »Xenien« werden zum Paradigma einer »bosmütigen«, unklassischen Klassik und zur Waffe im Kampf gegen eine einseitige, heroisierende oder harmonisierende Rezeption bzw. gegen die Instrumentalisierung Schillers und Goethes durch die Nachwelt, etwa in den Goethe-Jahren 1849 und 1999, im Biedermeier und in der DDR.

  • - Vom Umgang mit dem Dichter im 19. Jahrhundert
     
    £107.99

    Dichterkult und Dichterverehrung gibt es seit der Antike. Das 19. Jahrhundert schließt zwar in vielfacher Hinsicht an diese Tradition an. Und doch gewinnt der "Umgang mit dem Dichter" eine eigene, identitätsbildende Bedeutung für die bürgerliche Gesellschaft. Dichterkult und Dichterverehrung des 19. Jahrhunderts konzentrieren die kulturellen und sozialen Kräfte. Am "Umgang mit dem Dichter" kann exemplarisch den Fragen nach Pragmatik und Performativität des Ästhetischen, die in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen haben, nachgegangen werden.

  • - Reflexionen des Kosmos der Zeichen bei Brockes, Jean Paul, Goethe und Stifter
    by Barbara Hunfeld
    £110.49

    Schon immer war der Blick ins All mehr als Himmelsbetrachtung. Es galt, den Kosmos - das Weltganze als gesetzmäßige und bedeutungsvolle Konfiguration - wie auch den Status seines Betrachters aus der Bestimmung von Zeichen zu konstituieren. So ist die Geschichte der Himmelsbetrachtung zugleich eine Geschichte der Hermeneutik kosmischer Zeichen. Wo literarische Allbetrachter zum Himmel blicken, geht es deshalb um mehr als um semantische Bestimmungen des Kosmos. Welt- und Selbstdeutungen des Betrachters sind hier mit der grundsätzlichen Frage nach der Lesbarkeit von Zeichen verknüpft. Darum ist der kosmische Augenblick der Moment, in dem die Texte ihre eigenen Bedingungen reflektieren. Brockes' »Irdisches Vergnügen in Gott« erprobt am unermeßlichen Himmel die mimetischen Leistungen einer an klassischer Abbildtheorie geschulten Beschreibungskunst. Dabei wird das All zum Darstellungsproblem. In Jean Pauls »Titan« dehnen die kosmischen Augenblicke gerade im Bemühen, die Urbildsphäre zu erreichen, das Reich der Zeichen weiter aus. In Goethes »Wanderjahren« genügt sich der Kosmos der Zeichen selbst als unaufhörliche Rede, die »immer weitergehen kann«. Stifters »Condor« schließlich versucht eine neue Gegenständlichkeit, doch ist das All vor allem die Variable, welche die Betrachter mit literarischen Kosmosbildern füllen. Die Kosmosschau der Literatur ist in der Zeit des kosmologischen Umbruchs vom geschlossenen zum nachkopernikanischen Himmel also vor allem Betrachtung des Kosmos der Zeichen; ein Blick, den der Text auf sich selber wirft.

  • - Grimmelshausens Titelbild zum "Simplicissimus Teutsch"
    by Hubert Gersch
    £131.49

  • - Novelist of Germany's False Dawn
    by Jeffrey L. Sammons
    £119.99

    Seitdem der einst prominente Realist Friedrich Spielhagen (1829-1911) schon zu Lebzeiten entkanonisiert wurde, konzentriert sich das Interesse auf die mit Besessenheit propagierte "objektive" Erzähltheorie oder die ersten Romane bis zu »Sturmflut« (1877), als er noch ein Vierteljahrhundert von oppositionellen und satirischen Erzählwerken vor sich hatte. Diese Studie berücksichtigt die ganze Laufbahn, läßt aber die theoretischen Bemühungen weitgehend beiseite, um die späteren Romane zu akzentuieren, in denen er das Wilhelminische Reich an seinen aus dem Vormärz geretteten Idealen von Freiheit und Demokratie mißt, während er sich auf die Sozialdemokratie und den Zolaschen Realismus zubewegt.

  • by Thomas Martinec
    £110.49

    Als Friedrich Nicolai seinem Freund Lessing 1756 schrieb, Aristoteles habe sich mit seiner Behauptung, daß die Tragödie durch die Erregung von Leidenschaften den Zuschauer bessere, geirrt, konnte er nicht ahnen, daß seine Kritik eines der originellsten Tragödienmodelle der deutschen Literaturgeschichte hervorrufen würde: Lessings Theorie nämlich, wonach die Tragödie den Zuschauer bessert, indem sie dessen Mitleid erregt. Die vorliegende Studie untersucht, aus welchen Quellen sich diese Theorie speist. Auf der Basis einer präzisen Erschließung der verschiedenartigen Probleme, mit denen sich Lessing im Rahmen seiner Überlegungen zur Tragödienwirkung auseinandersetzt, werden die Voraussetzungen für sein Modell sowohl in der humanistischen Tradition als auch in der aufklärerischen Erkenntniskritik, vor allem bei Leibniz, Wolff, Baumgarten, Mendelssohn und Hutcheson, identifiziert. Dabei wird gezeigt, daß und auf welche Weise Lessing überlieferte Vorstellungen auf der Grundlage der zeitgenössischen Philosophie in ein neuartiges Modell überführt. Um diesen Wandel zu skizzieren, untersucht die Studie vor allem die Umformung des Affekts von einem rhetorischen Mittel der Persuasion zu einer spezifischen Erkenntnisart, wobei Lessings eigenwilligem Umgang mit den hierfür relevanten Quellen, allen voran dem aristotelischen Tragödiensatz und Mendelssohns Theorie der vermischten Empfindungen, besondere Aufmerksamkeit zukommt.

  •  
    £110.49

    Die moderne Ästhetik hat sich in einem Prozeß der Abgrenzung herausgebildet: Das Kunstwerk muß sich nun von dem unterscheiden, was nur den »zweideutigen Beifall des großen Haufens findet« (Schiller). Bis hin zur Ästhetik Adornos und noch über ihn hinaus hat sich dieses Postulat durchgehalten. Jede Verwischung der Grenzen zwischen Kunst und Kitsch wird als Sakrileg kritisiert, als würde in der Kunst auch Theologisches verhandelt. Eben deshalb hat sich die sogenannte Postmoderne mit provokativer Lust gegen diese Grenzziehungen aufgelehnt. Im Kitsch äußert sich unverhohlen und ungeniert ein Bedürfnis nach affektiver Ansprache, nach Sinnhaftigkeit und Bedeutsamkeit. Das muß die ästhetische Moderne provozieren, die sich auf ein Geschichtsverständnis des grundsätzlichen Sinnentzugs, des Verlustes, der Trauer, der Melancholie festgelegt hat. Der Band dokumentiert eine interdisziplinäre Tagung vom Dezember 1999 am ZiF der Universität Bielefeld.

  •  
    £110.49

    Neun Literaturwissenschaftler und ein Theologe haben sich aus Anlaß des 60. Geburtstags von Hans-Georg Kemper zu einem Austausch über "Hermetik" versammelt - und damit über ein Phänomen, das sich per definitionem jedwedem Zugriff entzieht. Um so spannender ist es, den Filiationen der in der frühen Neuzeit aus der Theologie in die Poesie "ausgewanderten"hermetischen Tradition nachzuspüren: in Texten vor allem des 18. und, scheinbar einem ganz anderen Paradigma von "hermetisch" folgend, des 20. Jahrhunderts, wobei jedoch vielfältige Rück- und Vorgriffe (von biblischer Zeit bis ins 21. Jahrhundert) hinter einer vermeintlich klar zäsurierten Begriffsgeschichte komplexe Verschränkungen kenntlich werden lassen.

  • - Goethes "Seefahrt" Und Die Anthropologische Grundierung Der Meeresdichtung Im 18. Jahrhundert
    by Ralph Hafner
    £110.49

    Am 7. November 1775 trat Goethe in den Kreis des Weimarer Hofes. Die im September des folgenden Jahres entstandene Dichtung »Seefahrt« gilt als biographisch getreuer Spiegel dieser veränderten Lebenswelt. Ziel der Untersuchung ist demgegenüber ein doppeltes: sie zeigt, daß dem Gedicht ein genau kalkuliertes poetologisches Programm zugrundeliegt, das Goethe in der Auseinandersetzung mit Salomon Gessners Idylle »Der Sturm« erprobte; sie entfaltet darüber hinaus den anthropologisch grundierten Erfahrungshorizont, in den die Meeresdichtung des 18. Jahrhunderts, von Barthold Heinrich Brockes und James Thomson über Wieland, Mendelssohn und Klopstock bis hin zu Stolberg und Herder, gestellt ist. Die Lebensstimmung, die in Goethes »Seefahrt« zum Ausdruck kommt, umreißt eine Situation, die den Menschen in der Krisis eines "physisch-moralischen" Konfliktes zeigt. Der Handlungsverlauf des Gedichts, das sich zunächst als präzise Kontrafaktur des Psalms 107 gibt, reflektiert im Kern eine Motivkonstellation, die sich als beinahe centonenhafte Überformung horazischer Dichtungen herausstellt. Herders Odenkonzept und Diderots Dramentheorie haben die strukturelle Einheit der Dichtung wesentlich geprägt. Zwanzig Jahre später hat Goethe diesen "physisch-moralischen" Konflikt zu einer ästhetisch-sittlichen Spannung umgedeutet: »Alexis und Dora« ist der spielerische Reflex einer Lebensform, die, wie in der Dichtung »Seefahrt«, die Lösung des Konflikts bewußt verweigert. Der Band enthält neben einem Ausblick auf die Meeresdichtung Heines, Baudelaires und Rimbauds sowie einem detaillierten Register den Erstdruck von Herders Horaz-Adaption »An ein Schiff«.

  • by Thomas (New England Foundation for the Arts) Wolf
    £110.49

    Drei in sich geschlossene Aufsätze beleuchten spezifische, unter dem gemeinsamen Nenner "Umwelterfahrung" zusammengefaßte Erlebniswelten eines Schriftstellers, der sich den Zwängen und Bedingtheiten seiner familiären Situation sowie den Fremdbestimmungen seiner geistigen und literarischen Entwicklung durch Schule, Universität und staatliche Obrigkeit anpassen mußte und doch trotz aller Deformationen des äußeren Lebens literarische Werke hervorbrachte, an denen formale Ungezwungenheit und stilistische Brillanz gerühmt wurden. Im aufopferungsvollen Zwist mit den straffälligen Brüdern Karl und Alois trat Eduard Mörike (1804-1875) als ausdauernder Kämpfer und letztlich dominierendes Familienoberhaupt auf. Auch gegenüber Justinus Kerner, der zunächst die Rolle eines geistigen Übervaters spielte, dann zeitweise auf okkultistischem Gebiet ein Gleichgesinnter war, um schließlich als Leitbild abzudanken, vollzog sich - parallel zu Mörikes schriftstellerischer Sozialisation - eine deutliche Entwicklung von Passivität zur Aktion. Mörikes anfänglich starker Autoritätsglaube wich mit der Zeit immer mehr dem Autoritätszweifel, in der Beziehung zum älteren Bruder Karl, in der ungleichen Freundschaft zu Justinus Kerner sowie im Dialog zu naturwissenschaftlichen Koryphäen wie Kurr, Quenstedt oder Oppel. Bei der Betrachtung des scheinbar harmlosen Fossiliensammelns und der obskuren Beschäftigung mit parapsychischen Phänomenen werden nebenbei aus interdisziplinärer Perspektive Grundoperationen der Mörikeschen Poetik sichtbar - etwa das Benennen und Beschreiben von Dingen und Sinneseindrücken, das teilweise pseudoreligiöse Züge trägt.

  •  
    £110.49

    Manier und Manierismus gehören, nicht nur von der Etymologie her, aufs engste zusammen. Die Begriffe verweisen auf Pragmatik und Performativität des Ästhetischen. Das manieristische Kunstwerk ist Produkt einer "manierierten" Handlung, durch die der Künstler in ein soziales und kulturelles Gefüge eingreift. Der Manierist demonstriert nicht nur ästhetische Artistik, sondern agiert auch "manieriert". Am Manierismus läßt sich also diskutieren, inwiefern ästhetische Begriffe auch als soziale und soziale Begriffe als ästhetische reformuliert werden können. - Der vorliegende Band dokumentiert die Beiträge einer Tagung, die 1998 im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld stattgefunden hat.

  •  
    £110.49

    Der Band versammelt Beiträge zu einer 1999 veranstalteten internationalen Tagung, die das Drama der Romantik mit Fragestellungen der aktuellen Romantikforschung zu vermitteln suchte. Gewürdigt wird eine gegenüber dem zeitgleichen "klassischen" Drama vernachlässigte generische Konstellation, deren eigenständige Verfaßtheit auch auf den literarhistorischen Kontext hin perspektiviert werden sollte. Die Studien behandeln das Problem der Gegenstandskonstituierung, die Theorie des romantischen Dramas und Strukturen der romantischen Komödie; sie liefern autor- und werkzentrierte Deutungen (Novalis, Tieck, Brentano, Arnim, Eichendorff), Überlegungen zum dramengeschichtlichen Kontext (Schiller, Kleist) und zu Aspekten der Wirkungsgeschichte (Nestroy, Keller, Hofmannsthal, Pirandello).

  • - Figuren, Erzahler, Sinngebungsprozess
    by Christopher (University of Cambridge UK) Young
    £110.49

    Ausgehend von Mika Bals Theorie der narrativen Fokalisierung, die den Akzent auf die Selektion und Kombination des Blickwinkels aus einem ganzen Spektrum perspektivischer Möglichkeiten legt, befaßt sich diese Untersuchung erneut mit dem Problem der erzählerischen Perspektive im zweiten Großwerk Wolframs von Eschenbach. Die Schwerpunkte der Analyse, Erzähler und Figur, werden in zwei großen Schritten untersucht, die sich um eine Präzisierung der Perspektiven bemühen, und die beide Instanzen in dynamischer Interaktion miteinander auf den Text projizieren. Dabei werden die Konturen und das Aussagepotential der jeweiligen Perspektive vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Literaturpraxis ermessen, zum Beispiel Möglichkeiten der Charakterisierung in der volkssprachlichen Literatur sowie die Entstehung erzählerischer Subjektivität in (u.a.) Fiktionalitätsdiskursen. Zwei Hauptthesen werden aufgestellt: zum einen, daß Wolfram wie kein anderer Dichter der deutschen Blütezeit, mehrdimensionale Charaktere zu konstruieren wußte; zum anderen, daß die Stimme dieser Figuren, wie die des ihnen durchaus gewachsenen Erzählers, zur Dynamik eines Textes beiträgt, der über einen für die damalige volkssprachliche Literatur völlig neuen Sinngebungsprozeß verfügt. In einem Schlußwort fließen die aus beiden Großkapiteln gewonnenen Einsichten zu einer globalen Charakterisierung des Werkes zusammen, die ihre Distanz oder Nähe zu den wichtigsten Strömungen der »Willehalm«-Forschung zeigt.

  • by Ioana Craciun-Fischer
    £110.49

    Die deutsche Literatur der letzten vier Jahrzehnte hat in den verschiedenen politischen Kontexten, in denen sie sich entwickelt hat, eine beachtliche Anzahl von mythopoetischen Werken hervorgebracht, die Wurzeln in der klassischen Antike haben. Der gemeinsame Nenner dieser Werke ist das politische Moment. Der politisierte Mythos ist littérature engagée, insofern sein Ziel ein kritisch-aufklärerisches ist; zugleich aber ist er poésie pure, insofern er ein intertextuelles Spiel darstellt. Die künstlerischen Strategien - Historisierung, Ästhetisierung, Polemisierung, Allegorisierung und Methaphorisierung - werden als intertextuelle Dialogmodalitäten betrachtet und exemplarisch diskutiert. Akribisch durchgeführte Analysen von Werken von Rolf Hochhuth (»Die Berliner Antigone«), Günter Kunert (»Ikarus 64«), Volker Braun (»Iphigenie in Freiheit«), Botho Strauß (»Ithaka. Schauspiel nach den Heimkehr-Gesängen der Odyssee«) und Friedrich Dürrenmatt (»Minotaurus. Eine Ballade«) fungieren als Beitrag zur Diskussion um die Einheit, die Kontinuität und die Identität der deutschen Gegenwartsliteratur. Diese Diskussion gestaltet sich zugleich auch als Diskussion um die Identität der Postmoderne, zumal dem Umgang der Postmoderne mit dem antiken Mythos und der von ihr praktizierten Mythencollage eine Fülle von identitätsstiftenden Momenten innewohnt, die bisher wenig analysiert wurden.

  • by Thomas (New England Foundation for the Arts) Wolf
    £129.99

    Der Dichter und Pädagoge Friedrich Pustkuchen (1793-1834) mystifizierte 1821 das literarische Publikum mit den sogenannten »falschen Wanderjahren«, in denen das Goethesche Poesieverständnis und der »Wilhelm Meister« herbe Kritik erfuhren. Heftige Reaktionen zahlreicher goethetreuer Literaten (von Arnim bis Tieck) und etliche Invektiven Goethes belegen die Wirksamkeit von Pustkuchens Werk, das Goethe zur zweiten Version der »Wanderjahre« von 1829 angeregt hat. Durch die Beschäftigung mit Pustkuchens romanesker Streitschrift läßt sich ein deutlicheres Bild der gehaltlichen und formalen Entwicklung der »Meister«-Romane gewinnen. Gleichzeitig zeigen sich Goethes zunehmende konzeptionelle Schwierigkeiten mit den im »Meister« propagierten Lebensidealen. Der literarische Streitfall, der als einzige Initialzündung der Goethekritik zu Lebzeiten Goethes gelten kann, zeigt die schwierige soziale und geistige Situation deutscher Autoren der Restaurationszeit angesichts von Goethes beherrschendem Einfluß und gestattet es, eine Art goethespezifisches Meinungsprofil für das frühe 19. Jahrhundert zu entwerfen. Durch eine Fülle von Archivmaterialien konnten Friedrich Pustkuchens Leben und seine kritische Beziehung zum Werk und zur Ästhetik Goethes detailliert dargestellt werden. Zu diesem Zweck wurden in einem umfangreichen Textanhang schwer zugängliche Texte Pustkuchens publiziert, darunter zum ersten Mal seine beiden Briefe an Goethe. Die vielfältigen germanistischen Versäumnisse und Fehlinterpretationen im Fall Pustkuchens, die dokumentiert werden, werfen am Rande auch ein interessantes Schlaglicht auf die deutsche Übergrößen-Philologie und die Kanonisierung der Weimarer Klassik am Beispiel Goethes.

  • by Uwe Japp
    £110.49

    >vollständiger< Einzelinterpretationen zu geben beabsichtigt, vielmehr als eine Form historischer Reflexion konzipiert ist. Das dabei - nach vorausgehender Explikation - sich herausstellende Korpus romantischer Lustspiele wird durch die Autornamen Tieck, Brentano, Arnim, Eichendorff und (mit einer gewissen Reserve) Platen bezeichnet. Gerade weil die Komödie der Romantik (wie das Drama der Romantik überhaupt) von Anfang an mit dem Vorwurf konfrontiert war, die Erfordernisse der Bühne ignoriert zu haben, sind auch die theatergeschichtlichen Verhältnisse zu berücksichtigen, was hier geschieht, ohne dadurch den Vorrang der literaturgeschichtlichen Interessen zu beeinträchtigen. Die vorliegende Untersuchung behandelt eine bestimmte Gattung (bzw. eine Genre oder Subgenre) in einer bestimmten Epoche. Deshalb fällt der Ausblick, der die Vergangenheit der Komödie mit der Gegenwart ihrer Wirkung zu verbinden hätte, verhältnismäßig knapp aus.

  •  
    £110.49

    Von 1418 bis 1421 schrieb die zunächst in Neumarkt/Oberpfalz, später in Nürnberg lebende Witwe Katharina Tucher ein aus 94 Einträgen bestehendes mystisches ¿Tagebuch¿. In diesen als Autograph überlieferten Offenbarungen berichtet sie über Visionen, Auditionen und vermutlich auch Träume, in denen Christus und Maria im Mittelpunkt stehen, aber auch Johannes Evangelist, ein imaginierter Beichtvater sowie der Teufel vorkommen. Das Werk ist in der überlieferten Form höchst privater Natur und muss deshalb auch für Zeitgenossen weitgehend unverständlich gewesen sein. Dennoch knüpft Katharina mit ihren Bildern und ihrer Sprache an die literarische Tradition der Frauenmystik des 13. und 14. Jahrhunderts an. Dieser Befund macht die Offenbarungen zu einer singulären Erscheinung im Schrifttum der deutschen Mystik. Katharina trat als Greisin in den 40er Jahren mit ca. 25 Handschriften ins Nürnberger Katharinenkloster ein. Da die meisten Codices erhalten sind, lässt sich nun erstmals ein konturenreiches Bild von den literarischen Interessen einer Mystikerin zeichnen.

  • - Lekturen Zu Gertrud Kolmars Gedichtband >Die Frau Und Die Tiere
    by Kathy Zarnegin
    £110.49

    1938 erschien Gertrud Kolmars (1894-1943?) Letztveröffentlichung zu Lebzeiten Die Frau und die Tiere. Kurz nach der Publikation dieser Gedichtsammlung fiel das Buch der jüdischen Dichterin den Novemberpogromen zum Opfer. Das steigende Interesse an der Lyrikerin hat bisher nicht zuletzt auch wegen der unvollständigen Edition ihres Werkes vor allem die historischen Dimensionen ihres Schreibens zutage gefördert. Die Interpretationen in der vorliegenden Studie sind allein dem Gedichtband Die Frau und die Tiere gewidmet und befassen sich mit der literarischen Verortung von Kolmars Gedichten ungeachtet biographischer Belange. Der hier eingeschlagene poetologische Weg verfolgt zudem die intertextuellen Bezüge in Kolmars Werk. Die zum Buchstaben gewordenen Spuren dieser Einflüsse lassen sich am eindeutigsten in den theoretischen Texten des 18. Jahrhunderts, in der deutschen Romantik und der Freudschen Psychoanalyse sowie im französischen Symbolismus anzeigen.

  • - Lebenswelt Und Literarischer Entwurf
    by Gregor Wittkop
    £110.49

    Hölderlins "Heimath": Das ist ein hochproblematischer Begriff. In ihm verbinden sich lebensgeschichtliche Details und poetische Konzepte auf eine Weise, die eine strikte Trennung von Biographie und Werkbetrachtung nicht zuläßt. Besonders die Lyrik nach 1800 verarbeitet geradezu 'private' Einzelheiten der Biographie: Die Gedichte rufen Namen von Freunden, Städten, ja von Straßen und Hügeln auf, rücken auch Nürtinger Reminiszenzen mit solcher Deutlichkeit in den Vordergrund, daß es unangemessen erscheint, von der "Heimath" nur in allgemeinen Begriffen zu reden. In seinen poetologischen Manuskripten hat Friedrich Hölderlin (1770-1843) dieses Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem reflektiert und auf eine philosophische Grundlage gestellt. Umgekehrt diente ihm die dichterische Arbeit zur Deutung auch des eigenen Lebens, das er mehr und mehr im Licht mythischer Konfigurationen sehen wollte. Die vorliegende Studie befaßt sich mit dem Spannungsverhältnis von Lebenswelt und literarischem Entwurf am Beispiel der 'Vaterstadt' Nürtingen. Briefe und Dokumente, ergänzt um archivalische Recherchen, berichten zusammen mit Gedichten und philosophischen Programmen von der Problemgeschichte des Begriffs "Heimath" bei Hölderlin.

  • by Walter Ernst Schafer
    £110.49

    Wolfhart Spangenberg (1567 bis ca. 1636) ist der anonyme Verfasser des "EselKönig" (1625), der schärfsten Satire gegen Rosenkreuzer, Pansophen und Paracelsisten, deren Bewegung zu Beginn des 17. Jahrhunderts um sich griff. Im Mittelpunkt dieser ersten Monographie zu Spangenberg stehen dessen satirische Schriften "GanßKönig" (1607), "Lob der Mucken" (1610), "Des Flohes Strauß mit der Lauß" (1610), vor allem aber der "EselKönig". Sie erhellt die komplizierte Entstehungsgeschichte dieser Texte und analysiert Motivationen und Zielsetzungen des orthodoxen, gegen den Fortschrittsoptimismus eines Johann Valentin Andreae gerichteten Lutheraners Spangenberg. Durch den Einbezug der Publikationsstrategien Straßburger Verlagshäuser, für die Spangenberg tätig war, öffnet sich der Blick über Spangenberg hinaus auf die einzigartig dichte Serie oberrheinischer Satiren zwischen Sebastian Brant und Johann Michael Moscherosch. Unter diesem Aspekt zeigt sich der Verlagskorrektor Spangenberg als ein beachtlicher Nachfolger Johann Fischarts, der am gleichen Ort Straßburg die gleiche Position innehatte.

  • - Romantik-Auffassung Und Hoelderlin-Bild in "Vor Dem Sturm"
    by Rolf Zuberbuhler
    £110.49

    Die Untersuchung legt zuerst eine Interpretation von "Vor dem Sturm" vor, die die Komposition des vielschichtigen Werks herausarbeitet und damit dessen künstlerische wie ideelle Einheit und Geschlossenheit betont und mit dem traditionellen Vorurteil bricht, Fontanes epischer Erstling weise eine additive Fügung und lockere Form auf. Dies als Grundlegung und zur Kennzeichnung schon des 'mittleren Fontane'; das Interesse gilt sodann der Poetik, die in "Vor dem Sturm" entwickelt wird: der Konzeption eines 'idealen Realismus' und der Auseinandersetzung mit der Romantik, bei welcher Fontane kritisch zwischen modisch-subjektiver 'Neuromantik' und zeitlos-gültiger 'Altromantik' unterscheidet. Als hervorragender Vertreter der letzteren, und zwar einer 'Romantik des Klassischen', gilt ihm der 1812/13 noch weitgehend unbekannte Hölderlin, der in Fontanes historischem Roman als Antipode des 'christlichen Romantikers' Novalis einen hohen Rang einnimmt und mit der Ode "An die Parzen" sogar leitmotivische Bedeutung gewinnt. In dieser Hochschätzung 'echter' Romantik kommt die geistesgeschichtliche Stellung des Romanciers Fontane zum Ausdruck, jenes Dichters des 'poetischen Realismus', der im Alter die Synthese von Romantik und Realismus zu seinem ästhetischen Programm erhebt. In einem dritten Teil der Studie wird Fontanes Romantik- und Hölderlin-Verständnis in die Geschichte der preußischen, der deutschen Hölderlin-Rezeption eingeordnet, wobei sich dank der Erschließung bisher unbekannter oder kaum zur Kenntnis genommener Quellen nicht nur neue Einsichten sowohl in Fontanes Biographie als auch in Hölderlins Wirkungsgeschichte ergeben, sondern auch Hölderlins vaterländische Dichtung, nur ein gutes Jahrzehnt vor dem Befreiungskrieg gegen Napoleon geschrieben, in eine erstaunliche Nähe zu Fontanes vaterländischem Roman rückt.

  •  
    £124.99

    Der vorliegende Tagungsband greift eine empfindliche Lücke der Autobiographieforschung auf, die bisher kaum oder unzureichend berücksichtigte Autobiographik von Frauen. Die Beiträge untersuchen mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen und unter Einbeziehung neuen Quellenmaterials ausgewählte Autobiographien und autobiographisches Erzählen von Frauen des 17. bis 20. Jahrhunderts: Entwicklung und Wandel der dargestellten Lebenszusammenhänge, der Schreib- und Erzählmuster sowie der Veröffentlichungspraxis. Wie diese Studien zeigen, thematisiert und reflektiert die Autobiographik von Frauen die weiblich-männlichen Geschlechterverhältnisse zur allgemeinen Theorie und Geschichte der Autobiographik.

  •  
    £110.49

    Das Interesse, das die Literaturwissenschaft dem Werk von Hermann Lenz (1913-1998) entgegenbringt, ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Es schlug sich nieder in Dissertationen, Aufsätzen und Essays sowie in neueren Literaturgeschichten, die Lenz' Rang zunehmend anerkennen. Um diese Bemühungen zu resümieren, fand am 12. und 13. Mai 1995 im hohenlohischen Künzelsau (wo Lenz die ersten elf Lebensjahre verbrachte) ein Symposion statt, auf dem Wissenschaftler verschiedenster Provenienz ihre Erfahrungen mit den Lenzschen Texten vortrugen. Der Band "Begegnung mit Hermann Lenz" vereint, ergänzt durch weitere Originalbeiträge, die Referate der Tagung und spiegelt so die breite Resonanz, die von Lenz' Büchern ausgeht - innerhalb und außerhalb der Germanistik. Thematische Schwerpunkte liegen auf dem lyrischen und erzählerischen Frühwerk, dem literarhistorischen Ort und auf stilistischen Eigentümlichkeiten. Mit Beiträgen von Manfred Durzak, Wolfgang Everling, Hans-Martin Gauger, Peter Hamm, Hans Maier, Rainer Moritz, Heinz Schumacher und Hermann Wallmann sowie mit der Erzählung "Rebellen-Stammtisch" von Hermann Lenz.

  •  
    £110.49

    In diesem Band wird nach der Ausbildung erzählprosaistischer Strukturen in einer Zeit gefragt, in der sich die überkommenen Idealismen als obsolet erwiesen und die sich für die meisten künstlerischen Autoren durch herabstimmende Diffusionsvorgänge und lähmende Verhältnistristesse kennzeichnete. Hervorgearbeitet wird das vielfältig Experimentierende von Erzählansätzen; erörtert werden prosaistische Verfahrensarten, die dem Bewußtsein von Differentiellem entsprangen und denen in erheblichem Maße ein ironischer Grundgestus das Gepräge gibt. Außer der Einleitung des Herausgebers enthält der Band neun Einzelstudien zu erzähl-prosaistischen Texten von Goethe, E.T.A. Hoffmann, Tieck, Schefer, Louise Brachmann, Arnim, Eichendorff, Alexis und Heine.

  • - Zur Bedeutung Von Collage, Montage Und Simultanismus ALS Gestaltungsmittel Der Avantgarde. Mit Einer Edition Der Zagreber Erstfassung Von 1921
    by Johannes Ullmaier
    £110.49

    Die Zagreber Erstfassung von Yvan Golls (1891-1950) Gedicht "Paris brennt", einem der längsten und zugleich vielschichtigsten Gedichte innerhalb der deutschsprachigen literarischen Avantgarde, ist bislang in der Forschung weithin unberücksichtigt geblieben, wohl nicht zuletzt deshalb, weil sie - 1921 als Sonderdruck der Zagreber Literaturzeitschrift 'Zenit' (und damit auch als programmatisches Werk des kurzlebigen 'Zenitismus') erschienen - der allgemeinen Aufmerksamkeit entrückt und schwer zugänglich war. Diese ursprüngliche Version enthielt im Vergleich zu den späteren, bekannteren Fassungen (Paris 1923, französisch; Berlin 1924, deutsch) nicht nur deutlich mehr Text, sondern z.B. auch einmontierte Postkartenmotive und collagenartige Fremdsprachenzitate anderer Dichter, was den avantgardistischen Impetus bei weitem deutlicher hervortreten läßt. Bei genauerer Betrachtung erweist sich Golls Gedicht, welches in Hinblick auf seine Anbindung an die romantische Avantgardetradition (insbesondere etwa Apollinaires "Zône" oder Huidobros "Ecuatorial") in der deutschsprachigen Literatur einzigartig dasteht, als eklektizistischer Versuch, die seit dem Startschuß der Avantgardebewegungen durch den italienischen Futurismus herausgebildeten Errungenschaften modernistischen Schreibens in einem Text zu vereinen. Unabhängig davon, für wie überzeugend man das Ergebnis halten mag, bildet "Paris brennt" in seiner Vielschichtigkeit einen nahezu idealen Ausgangspunkt zur weitergehenden Erläuterung einiger der entscheidendsten avantgardistischen Verfahren. So wird es möglich, verschiedene Arten von Montage/Collage und Simultanismus sowie deren Anbindung an die vitalistisch grundierte Idee der Simultaneität systematisch zu analysieren.

  • by Rainer Wurgau
    £110.49

    Elisabetha, geborene Scheuchzer, Witwe des Drechslermeisters Rudolf Keller, galt der älteren Literaturgeschichte als Beispiel einer Dichtermutter, die den schwierigen Werdegang ihres Sohnes unverbrüchlich solidarisch begleitete. Ihr Ansehen wird heute durch das Urteil der genannten Autoren verdunkelt. Kaiser spricht ihr die Fähigkeit zur Gefühlserziehung ab und dämonisiert sie zur Eismutter und Meduse. Muschg stellt sie als beschränkte Person dar, deren achtjährige Ehe mit dem Gesellen ihres frühverstorbenen Mannes den Sohn psychisch schwer geschädigt und vermutlich physisch 'verzwergt' habe, - Ansichten, die der Konfrontation mit den kürzlich wiederentdeckten Prozeßakten nicht standhalten: Elisabeth Keller wurde von ihrem zweiten Gatten wenige Monate nach der Eheschließung verlassen und öffentlich schwer gekränkt. Von einer konfessionell engherzigen Ehegerichtsbarkeit jahrelang hingehalten, setzte sie ihre Scheidung durch. Die Haltung, die sie vor Gericht bewies, unterstützt die These, daß sie ihren beiden Kindern eine gute Mutter und Gefühlserzieherin war. Nicht sie hat ihren Sohn verletzt, sondern Männer, welche von weiblichen Rechten gering dachten. Zu diesen mag auch der Prorektor und gewesene geistliche Eherichter Meyer gehört haben, der Keller wegen eines Knabenstreiches von der weiteren Schulbildung ausschloß. Frei von quellenkritischen Bedenken im Umgang mit Lebenszeugnissen, vereinnahmen Muschg und Kaiser den Dichter als Zeugen gegen seine Mutter und unterschätzen dabei seine Fähigkeit, ihr Liebes- und Eheschicksal geistig zu durchdringen. Die schützende Haltung, die er ihr gegenüber einnahm, wird von einer bevormundenden Interpretation als Bemäntelung ausgelegt, die Sohnesliebe als Begehrlichkeit, das Denkmal der Dankbarkeit, das er ihr im "Grünen Heinrich" setzte, als Strafphantasie. Insbesondere Muschg ist das negative Verdienst zuzusprechen, mit seiner Mutmaßung über die psychische Ursache von Kellers Kleinwüchsigkeit eines der unerträglichsten Gerüchte in der deutschen Literaturgeschichte seit 1945 in Umlauf gesetzt zu haben.

  • - Studien Zur Intertextualitat in Wilhelm Raabes Roman Das Odfeld
    by Helmuth Mojem
    £110.49

    Die Buchreihe Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte deckt das gesamte Spektrum der germanistischen Literaturforschung ab und umfasst Monographien und Sammelbände über einzelne Epochen vom ausgehenden Mittelalter bis zur Gegenwart. Sie versammelt Beiträge zur Erklärung zentraler Begriffe der Literaturgeschichte, zu einzelnen Autoren und Werken.

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